Alfred Kubin und die Jahreszeiten
Aus seinen Briefen
Hannes Obermüller, Alfred Kubin
ISBN: 978-3-85252-965-3
21 x 13 cm, 44 Seiten, m. Abb., Hardcover
€ 15,00 €
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Kurzbeschreibung
40 die Jahreszeiten spiegelnde Landschaftsbeschreibungen – pro Jahreszeit zehn – sind hier versammelt. Die Zitate übernahm ich aus Kubinbriefeditionen. Kubins Eigenheiten in Zeichensetzung (Gedankenstriche statt Punkte, keine Beistriche …) und Rechtschreibung wurden beibehalten.
Manche Zitate sind mehr als reine Schilderungen von jahreszeitlichen Stimmungen. Manche sind ein Konglomerat aus Impressionen, philosophischen Gedankensplittern – Befindlichkeitsbekundungen und Anmerkungen zum Zeitgeschehen fließen dunklen Flüssigkeiten gleich zusammen.
Die Zitatesammlung entspringt im Sommer, den Kubin ab 1922 wiederkehrend (beispielsweise in Tusset) im Böhmerwald, seiner »Seelenlandschaft«, verbringt. Daher wird in einigen Sommerzitaten der (sommerliche) Böhmerwald lebendig, dessen vorzeitliches Rätsel und grüne Wucht Kubin geheimnisvoll treffen. »Mehr wie die Alpen, die See, die Ebenen wurde mir ›der Wald‹ Erlebnis – er enthält die Groß- und die Kleinform!«, schreibt Kubin an Salomo Friedlaender am 3. September 1935 aus Tusset. Und einige Kubingraphiken erinnern durch ihr Liniengeflecht an die bizarr ineinandergreifenden Verästelungen schwer durchdringbarer Wälder. »Du scheinst die Ansicht zu haben daß der Ausdruck in der Kunst durch die Landschaft in der man lebt, beeinflusst, wenn nicht gar hervorgerufen wird; ich glaube Dir hier sehr beipflichten zu können – Wo man denkt, atmet und schläft kommuniziert man mit dem Überindividuellen Elementargeist der ganzen Gegend.« Die (in die jeweilige Jahreszeit getauchte) Umgebung speist Kubins Arbeit.
Herbst: Das Licht wird schwächer. Blätter wechseln ihre Farben – indem das Chlorophyll, die Lebengrundlage grüner Pflanzen, abgebaut wird und dadurch andere Pigmente sichtbar werden können. Kurz vor dem Sterben ereignet sich im Inneren der Blätter eine Wandlung, durch die sie rot, gelb, gold strahlen. Die Schönheit eines herbstlichen Blattes ist einzigartig und gleichzeitig ist sein Erlöschen Gegenwart. »… besonders in jungen Jahren, da bannte mich der Spätherbst …!«, heißt es in einem Kubinbrief an Ludwig Rosenberger vom 7. November 1942.