Alfons Jestl
http://www.alfons-jestl.atgeboren am 29. Juni 1956 in Oberloisdorf, Burgenland, Studium der Theologie in Innsbruck, Redemptorist, lebte und arbeitete in Wien, in Oberösterreich, in Kopenhagen, dann wiederum in Innsbruck, Ausbildung zum Bibliodramaleiter im MEH in Köln bei C. Klein und K.-W. Stangier, weiters Seminare im Therapeutischen Masken- und Theaterspiel bei B. Weiß, Berlin, und B. Feser, München, von 1996 bis 2011 Pfarrer in Mariasdorf und Bernstein im Südburgenland, seit 2011 in Wien Hernals Redemptoristenkolleg und Pfarrer in der Marienpfarre, seit 2015 Provinzial der Provinz der Redemptoristen Wien-München, literarische Veröffentlichungen in Zeitschriften wie in Verlagen und Rundfunk, Lesungen, Teilnahme an Symposien und Vorträge im In- und Ausland, Veranstaltung und Leitung von grenzüberschreitenden Literatursymposien mit Literaten aus Slowenien, Kroatien, Ungarn, der Slowakei und Österreich.
Peter Tschuggnall : Der Dichter Alfons Jestl
Alfons Jestl, geb. 1956, studierte in Innsbruck Theologie. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Dänemark und seiner Tätigkeit im Redemptoristenkloster in Innsbruck betreut er seit 1996 den Pfarrverband Mariasdorf-Bernstein im Burgenland.
Als Schriftsteller, der einer von Polit(un)wesen und auch (inner)kirchlichen Machtspielen manipulierten Massen- und Konsumgesellschaft einen Spiegel vorhalten und den Impuls zu einem Innehalten geben will, hat er über den deutschsprachigen Raum hinaus Achtung erlangt. Jestl bringt seine Anliegen ohne jegliche Beschönigung vor, seine Gedichte deuten in Wortspiele(reie)n auch die stetige Suche nach einer adäquaten Form an, gesellschaftlichen Hintergründen dichterischen Ausdruck zu verleihen. Die Gedichte spielen auf konkrete Anlässe an, wie sie der Autor (subjektiv) erlebt. Sie zeigen auf offene Wunden, die (noch) nicht verheilt sind. Die Ziele der dichterischen Angriffe werden mitunter sehr direkt und manchmal wohl auch bewusst etwas derb anvisiert, gewürzt mit einem offenkundigen oder verdeckten Schuss Ironie und Humor; wie in dem Gedicht „Heiliges Land“ aus dem Band Den Wasserkrug zerschlagenen tragen (Bibliothek der Provinz): „das land / das heilige land / das land tirol // […] den bischof nicht / ent-kirch- / schicht-kratzen / dürfen // glocken-knall-schützen- / läuten heiligt / heiligt / heiligt“ – oder in dem Gedicht Im Dorf-Gasthaus (ebd.): „der nebel fenstert // november-vor- / bei die // gespräche wein- / nackt // die männer / erzähl-besitzen // stier-penisse“.
In seiner Lyrik wird jedenfalls auch für Kritiker des Kritikers Jestl dessen leidenschaftlich-ehrliche persönliche Überzeugung erfahr- und spürbar, „dass Literatur heute wieder neu ihre prophetische Aufgabe zu entdecken und die Stimme zu erheben hat“. Die von Jestl organisierten Literatursymposien in Stadtschlaining (2001 und 2002), zu denen Schriftsteller unterschiedlicher Kulturen geladen waren, machen des Dichters und Priesters Anliegen für den Alltag gegenwärtig. Sie zeugen vom Sinn eines interkulturell und ethnisch ausgerichteten Dialogs, der von der Theorie in die Praxis übersetzt und weitergetragen wird.
[DDr. Peter Tschuggnall ist vergleichender Literaturwissenschaftler und Theologe, er lebt in Tirol.]