Max Kratochwill
ein nachgeborener (und wahrscheinlich der letzte) Rosenkreuzer, der - im Gegenteil - zwanghaft, ja fast gewalttätig versucht hat, die Spuren seiner literarischen Existenz zu verwischen. Richard von Schaukal hat gewußt, daß er Gedichte schreibt, und Weinheber hat es gewußt, doch die Heroen spiegeln ja in jedem fremden Text, der ihnen gereicht wird, nur ihre eigene Größe oder ihr eigenes Unvermögen wider.
Und auch anderen war es bekannt, daß der feinsinnige Herr (Beamter wie Grillparzer) Lyrik schrieb, seine Gedichte die Lebensjahre hindurch sammelte, mehr verwarf als bejahte ... Ein strenger Formalist, rasch desillusioniert durch den geringsten Einspruch, gegen sich kritisch, eher aber verunsichert bis zu einer stilisierten Selbstverleugnung, die zur Obsession entarten kann. Als der Dichter daranging, an der Grenze zur DAMNATIO MEMORIAE seinen Namen aus seinem persönlichen, selbeigenen Pantheon zu meißeln, hat ihm der Herausgeber das Werkzeug der LETHE aus der Hand genommen, um diese 101 Gedichte nicht in die »Römische Nacht« versinken zu lassen. Denn »Leise entschlief/Das Antlitz der Zeit/in welkes Silber/sanken die Brunnen…«
siehe auch Eintrag bei Wien Geschichte Wiki