
Alter Rhein
Reinold Amann, Günther Ladstätter
ISBN: 978-3-902416-84-1
28,5×24 cm, 160 Seiten, zahlr. farb. Abb., Hardcover m. Schutzumschl.
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Kurzbeschreibung
Als vor gut 100 Jahren der Alpenrhein im Vorarlberger Rheintal begradigt wurde, ging es um Sicherheit.
Aus dem größten Wildbach Europas wurde – wenigstens stückweise – ein stiller Altarm voller Leben.
Grenze ist er geblieben, wenn sich auch der Charakter der Grenze im Herzen Europas gründlich änderte. Aus dem trennenden Fluss ist eine verbindende Nahtstelle für Mensch und Tier geworden.
Man hat sich arrangiert und genießt heute das neue Paradies.
Fotos und Texte dieses Bilderbuches werfen einen tiefgründigen Blick in diese manchmal verborgene Welt, die selbst heute noch Geheimnisse birgt.
Rezensionen
René Schneider: Überraschende Aspekte am Alten RheinDass die Natur am Alten Rhein ein kleines Paradies ist, wissen alle. Manche wissen mehr Details als andere. Reinhold Amann und Günther Ladstätter beschreiben und illustrieren in ihrem Buch aber auch überraschende und witzige Aspekte.
Zwar besuchten gestern nur zwanzig Interessierte die Buchpräsentation des Kulturvereins mit Vortrag der beiden Autoren. Sie erlebten aber einen vergnüglichen und bereichernden Abend. Wer weiss schon, dass es am Alten Rhein Krebse gibt, Fleisch fressende Unterwasserpflanzen, korallenartige Süsswasser-Polypen, mannsgrosse Welse und dass diese auch mal ein Taucherli von der Oberfläche weg verspeisen? Biologen wissen das. Fischer eventuell. Und Taucher. Amann und Ladstätter widmen weite Teile ihre Buches der Unterwasserwelt. Aber nicht nur ihr. Wer weiss denn schon, welche Vögel am Alten Rhein zu Hause sind und welche nur Saisonaufenthalter? Und was sonst noch so kreucht und fleucht über Wasser? Naturkundige wohl. Oder Neugierige blättern es in Bestimmungsbüchern nach.
Amann und Ladstätter schilderten gestern aber auch Details und Tatsachen rund um den Alten Rhein, die wohl noch nie jemand untersucht oder beschrieben hat. Die beiden vergleichen etwa die Pächterliste der Schrebergärten bei Hohenems mit jener der Schrebergärten bei Lustenau. In Hohenems überwiegen türkische und serbokroatische Namen in Lustenau gärtnern alteingesessene Familien. Und wie der kulturelle Hintergrund der Pächter unterscheiden sich die Art des Anbaus und die Wahl der Pflanzen auf den wenige hundert Meter voneinander entfernt liegenden Pflanzflächen. Ähnlich haben die beiden etwa beidseits der Grenze aufschlussreiche Bilder aller Gebots- und Verbotsschilder gemacht. Sie empfahlen auch dem Publikum gestern Abend mehrmals, beim nächsten Besuch der Grenzwelt und der Grenzwelten am Alten Rhein genau und noch genauer hinzusehen. Da gibt es zum Beispiel einen jungen Fischer und «Fischflüsterer». Er füttert «seine» Fische, beobachtet sie, lernt sie als Individuen kennen. Ab und zu fängt er einen gezielt, mit einem stumpfen Haken, fotografiert ihn und lässt ihn wieder frei – ohne ihm auch nur eine Schuppe verbogen zu haben.
(René Schneider, Rezension in der Wiler Zeitung vom 29. November 2011)
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen/rheintal/rt-au/Ueberraschende-Aspekte-am-Alten-Rhein;art168,2775296
Ingrid Bertel: Tiefgang mit den Buddies – Ein Bildband über den Alten Rhein von Reinold Amann und Günther Ladstätter
Der Fotograf Reinold Amann und der Autor Günther Ladstätter erkunden das Phänomen der Grenze, indem sie ins Grenzenlose eintauchen: am Alten Rhein. Sie sind Freunde, die sich blind aufeinander verlassen können, Buddies eben. Sie haben ein gemeinsames Forschungsgelände – den Alten Rhein – und eine gemeinsame Leidenschaft: Sie suchen das Kleine, Verborgene, Unbekannte unter der Oberfläche eines seltsam gewachsenen Paradieses.
Das Biotop des Alten Rheins existiert erst seit einem massiven ökologischen Eingriff, dem Durchstich im Jahr 1900, der aus dem einst wildesten Alpenfluss zumindest zwischen Altach und Lustenau ein… nun ja, was denn eigentlich macht? Ist es See, Flussarm oder Aulandschaft? Auf jeden Fall erzählt der Alte Rhein von Grenzüberschreitungen.
Grenzerträge
Ihnen widmet sich dieser Bildband in fünf Kapiteln. Die beiden Freunde tauchen ein in die dichte Durchsichtigkeit des Wassers, in sein rätselhaftes Grün. Sie begegnen den sprachlosen Geschöpfen – scheuen Schleien, dunklen Aalen, unablässig wachsenden Welsen, raffinierten Seerosen und den Bisamratten, die sich vorzüglich an Teichmuscheln delektieren. Oder den Hechten mit ihren spitzen, nach innen gebogenen Zähnen und der anmutigen Zeichnung der Flossen. Feuerrot blitzt eine Wassermilbe auf einem Blatt auf. Ein „schleimig aussehender Überzug auf einem Altholzstück drei Meter unter Wasser“ entpuppt sich in Makroaufnahmen (und nach ausführlicher Internet-Recherche) als Kolonie von Moostierchen. Erkenntnis: Die sind eben nicht nur Meeresbewohner.
Die Geheimnisse des Alten Rheins
Reinold Amann schärft die Optik – und sein Gespür für Grafik, Farbe, aber auch den Witz einer Inszenierung ist phänomenal. Günther Ladstätter erzählt die Geschichten – zurückhaltend, informiert, inspirierend. So kooperieren die Buddies auch, wenn es etwa um die Libellen geht, die ihre Eier in Seerosenstängel legen. Fotografieren lassen sich die wilden Luftwesen nicht so gern. Und dann: welche Art? Klar wird recherchiert, aber ohne Verbissenheit. Lieber lassen die beiden dem Rhein seine Geheimnisse, schauen, staunen, hören zu.
Grenzflächen
Denn der Alte Rhein ist nicht nur Biotop, er ist auch seit jeher Soziotop. Die Schmugglergeschichten handeln davon, die Fluchtgeschichten aus der NS-Zeit – und das, was die Schrebergärtner heute erzählen. Colic reiht sich hier an Spasojevic, Nägele an Mourkiozis, Öztürk an Wäger. Was diese Menschen miteinander verbindet, ist mehr als Freundlichkeit und das Gedeihen von Peperoni und Bohnen.
Tragfähige Freundschaften sind es, berichtet Anni Mathis, die seit 1958 ihren Schrebergarten in Hohenems bewirtschaftet (und im Winter ihre Freunde vermisst). Die Fischer? Ja klar, man kenne sich. Irgendwie. Und „die Jungen“ auch, die hier baden und sich verlieben, den Sommer verplaudern und ein Wasserpfeifchen rauchen. Und den Hobbypiraten kennen sowieso alle. Er singt hier seinen Blues und ist der leidenschaftlichste Fan der „Costa del Rhi“, Walter Batruel.
Junge Liebe am Alten Rhein
Den freundlichen Geist der Schrebergärtner und Fischer teilen die Buddies. Das Freiheitsbedürfnis der Jugendlichen und die Konsumwilligkeit der Erwachsenen sehen sie mit leiser Ironie und sehr viel Großzügigkeit. Ein Gasthaustisch unter Wasser? Reinold Amann inszeniert eine Geisterrunde. Eine schlammüberzogene Sonnenbrille? Sieht doch aus wie der Anfang eines Märchens. Und großherzig betrachtet auch Günther Ladstätter die Wünsche der Fischer und Taucher, der Jogger und Kioskgäste, der Schlittschuhläufer und Grenzwärter, der Radfahrer, Fußgänger, Tretbootverleiher. Aber, so meint Ladstätter: „Es gilt der Paradieserhaltungssatz: Mit Augenmaß und Weitblick dazuschauen, dass bleibt, was gut ist, oder verbessert wird, was dessen bedarf.“ Und Buddy Reinold Amann formuliert es poetisch: „glänzende perlen/erinnern mich/dass mein atem/dem wasser/entspringt.“
(Ingrid Bertel, Rezension in: Kultur. Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft, online veröffentlicht am 23. November 2011)
https://www.kulturzeitschrift.at/kritiken/literatur/tiefgang-mit-den-buddies-2013-ein-bildband-ueber-den-alten-rhein-von-reinold-amann-und-guenther-ladstaetter
ari/pd: Ałtër Rhëïn: Stiller Altarm voller Leben
Die beiden Vorarlberger Autoren Reinold Amann und Günther Ladstätter haben einen Bildband erarbeitet, der Lust macht, das Naturparadies Ałtër Rhëïn zu erkunden und sich mit Hintergründen zu befassen.
In einem Bildband haben sich Reinold Amann und Günther Ladstätter dem Alten Rhein als Grenzraum, als Naherholungsgebiet und als Naturraum auf ungewöhnliche Weise zu nähern versucht. Den beiden Autoren war es ein Anliegen, nicht nur als Taucher, Schnorchler oder Naturfreunde dem Alten Rhein nahe zu sein. Vor allem als Gäste, die eingeladen sind, mit dem nötigen Respekt an den vielen Naturereignissen dieses Gewässers und seiner Umgebung teilzuhaben, betrachten sie den Naturraum mit viel Neugier und Interesse. Dies erhoffen sie sich auch von jenen, die sich von den Bildern und Texten ihres Bildbandes angesprochen fühlen. Tatsächlich sprechen die Bilder für sich, egal ob es sich um die eindrücklich dargestellte Unterwasserwelt handelt, um jene, die der Landschaft gerecht werden oder dem Thema Grenze. Immer ist der Blick tiefgründig auf Verborgenes, oft auch aufs Offensichtliche gerichtet.
Als vor gut 100 Jahren der Alpenrhein im Vorarlberger Rheintal begradigt wurde, ging es um Sicherheit. Aus dem grössten Wildbach Europas wurde – zumindest stückweise – ein stiller Altarm voller Leben. Die Grenze ist geblieben. Doch der Charakter der Grenze im Herzen Europas hat sich gründlich geändert. Aus dem trennenden Fluss ist eine verbindende Nahtstelle für Mensch und Tier geworden. Man hat sich arrangiert und geniesst heute das neue Paradies. Die begleitenden Texte beschreiben die Entwicklung des Grenzraumes, sei es während des Krieges oder zu Zeiten der Schmuggler bis hin zu den neuen Aufgaben, die der «Alte» bekommen hat, in einer Sprache, die eine Hommage an den Naturraum wie an seine Bewohner ist. Der Bildband enthält aber auch eine Mahnung, das Paradies zu erhalten: «Was in langen Jahren gewachsen ist, darf nicht grob verändert werden.»
Reinold Amann ist Lehrer und beschäftigt sich seit 40 Jahren mit der Fotografie. Er ist freier Mitarbeiter verschiedener Fachzeitschriften und hat unter anderem zusammen mit verschiedenen Autoren Buchprojekte verwirklicht. Fünf Einzelpublikationen von ihm sind bisher erschienen.
Günther Ladstätter ist ebenfalls Lehrer, unter anderem in der Vorarlberger Jägerschule. Er leitet derzeit die Praxisschule an der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg. Seit 1975 leistet er Naturschutzarbeit, leitet Exkursionen und hält Vorträge.
(ari/pd, Rezension im St. Galler Tagblatt vom 13. Oktober 2011)
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen/rheintal/rt-au/Alter-Rhein-Stiller-Altarm-voller-Leben;art168,2691309
Weitere Bücher des Autor*s im Verlag:
Ansichten einer Königin
Die aus der Reihe tanzen
Du Ländle, meine teure Heimat
Walgau und Walsertal – Auf Fannis Spuren