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Dies Haus ist mein

Erinnerungen an Landskron

Traude Maria Seidelmann
edition linz

ISBN: 978-3-85252-769-7
21 x 13 cm, 188 S., Hardcover
22,00 €
Lieferbar

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Kurzbeschreibung

Jährlich besucht die Familie aus Österreich die Großeltern in Böhmen. Dort in dem Haus am Stadtplatz gegenüber dem löwengelben Rathaus, in dem Haus mit dem Lederduft, treffen die Kinder auch auf Onkel Hans, Onkel Paul und Onkel Fritz, die Brüder der Mutter. Einige Schritte aufwärts vom Stadtplatz, in der Herrengasse, betreten sie die Greißlerei. Es ist das Haus ihrer Urgroßeltern, aus dem die Großmutter stammt und wo noch die drei Fräulein Zorn, Jetti, Ida und Anna, die Schwestern der Großmutter, leben. Trifft es sich, daß auch noch deren jüngster Bruder Viktor, der in Wien lebt, mit Tante Antschi und Isa zur selben Zeit zu Besuch kommt, ist das Ferienglück der Kinder vollkommen, denn Isa ist nur wenige Jahre älter als sie. Gemeinsam werden die beiden Häuser und schließlich auch die Stadt erkundet und die Veränderungen registriert. Als Onkel Hans eine neue Tante, Olga, ins Haus am Stadtplatz gebracht hat, Onkel Paul eine Tante Emilie heiratet, als Onkel Fritz sich mit »Ta Mi« verlobt, als der Großvater gestorben ist, schreibt Onkel Hans über die Haustür der Großeltern »Dies Haus ist mein …«

Am Anfang waren die Düfte. Wie junge Hunde, die sich mit der Nase die Welt erobern, nahmen die Kinder feinste Spuren auf, eigneten sich mit diesem ältesten Sinn am tiefsten und elementarsten an, was um sie war, erfaßten mit ihm die Essenz der Dinge, atmeten sie ein, hatten diese sich verströmende Welt von allem Anfang an eingeatmet, bevor sie sie noch »begriffen« hatten. Mit diesem Sinn faßten sie Zu- oder Abneigungen, hatten bereits Entscheidungen getroffen, ohne davon zu wissen und bevor sie sich noch Rechenschaft darüber zu geben vermochten, was das war, das Auge und Ohr daneben berichteten. An den Gerüchen setzten sich die Bilder ab, wuchsen, immer schärfere Konturen gewinnend, nach ihrem eigenen Gesetz.

Aus dem Duft der Welt erst zur »Welt«. Aus den vertrauten einfachen und selbstverständlichen heimatlichen Gerüchen nach Heu, Brot und Stall, die im Wind verloren gingen, aus dieser Kinderstube von Acker, Hof und Wiese, die sie mit den Tieren teilten, tauchten sie alljährlich in das absolut Entgegengesetzte, in den Kohlenrauch der Bahnhöfe. Welch fremdartiger Duft! Welch narkotische Kraft! Dann immer wieder ein Auf- und Abwogen sommerlicher Landschaften, weit sich dehnende, sich krümmende Ebenen, versinkende Flußtäler, heran und hinweg. Verlorensein in riesigen, düsteren, manchmal vom graugelben Licht einer matten Sonne erfüllten Bahnhofshallen, ein Sich-auftürmen-und-wieder-Zusammenschrumpfen grauer Städte, heran und hinweg. Und immer das gleichmäßige Rollen, das dunkle, rußige Gewölk vor den Fenstern, weithin sich verlierend, auf den hellen Kleidern, auf Hals und Armen, peinlich in den Augen, Rußkörnchen. Tränen.

Nach jeder dieser tageweiten Reisen, nach mindestens fünfmaligem Umsteigen wurde jene ferne Stadt, jenes bestimmte ferne Haus jährlich wiedererkannt und neu entdeckt. Ab einem bestimmten Punkt der Reise bemächtigte sich der Erwachsenen eine gewisse Nervosität, teilte sich den Kindern mit. Lundenburg. Die Grenze. Fremde Uniformen. Kontrolle. Paßkontrolle. Zollkontrolle. War man korrekt, unverdächtig, harmlos genug? War alles in Ordnung?




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