Ich als Japanerin
Herbert Achternbusch
ISBN: 978-3-85252-515-0
21 x 15 cm, 54 S., Hardcover
13,00 €
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Kurzbeschreibung
Gesamtausgabe. Bd. 3, Buch 3
Viele Menschen, haben sie nicht Angst vor der alleinigen Sehnsucht, Angst, sie könnten zerrissen immer nur mit anderen wird, ohne zu wissen, ohne zu ahnen, wie man von so einer Sehnsucht zusammengehalten, ja gestählt wird. – Und selbst im Auseinanderfallen und wieder in der Beruhigung, ist dem nichts hinzuzufügen, außer das beiläufige Dasein und die groteske Entdeckung, dass das Weltall ein Würfel ist härter als sonst nichts, ohne Zahlen, ohne Ziffern, ohne Wörter oder sonstige Aussagen auf seinen sechs Seiten. Leider sind außen und innen nur drinnen. An der Rampe zum Erziehungslager, der Vernichtungslager der Familie ist mir das nicht eingegeben worden.
Der Esel wehrt sich. Die Blume nicht.
Rezensionen
Thomas Glavinic: 200 Gramm gelbe HirnwurstSchöne Sätze, wirre Sätze von Herbert Achternbusch.
Herbert Achternbusch, „Ich als Japanerin“: Das lese ich, ein schmales Bändchen, das lese ich kreuz und quer und von vorn nach hinten und wieder nach vor. Was lese ich da eigentlich? Ich muss meine Frau fragen. Meine Frau liest, staunt, weiß keine Antwort. Achternbusch, der Filmemacher? Gewiss, Filme macht er, und Theater, metaphysisches Bodenturnen, aber das war Schwab, Werner. Preise also und Bücher, Theater und Film.
Aber was schreibt er da, was steht da nur, sogar der Kanzler Schröder kommt vor, den trifft A. in einem Wirtshaus und verkauft ihm ein Bild. Und viele Tote kommen vor, mit denen man trotzdem reden kann. Wie, das ist nichts Neues? Da hat meine Frau Recht, das ist nichts Neues, aber das macht nichts, es liest sich vortrefflich, nur erwarten sollte man sich nichts Bestimmtes. Aber informativ, jawohl, man erfährt sogar, dass der Pazifik größer als das Weltall ist, und das glaube ich gern, weil ich seit Hasek weiß, dass im Inneren der Erde ein viel größerer Weltball ist als obenauf.
Sätze, schöne Sätze, wirre Sätze, ein Monolog, Assoziationen, ein Panoptikum, und man staunt: „Meine Mutter als Selbstmörderin geistert vorne am Damm, seit ich sie nicht mehr in mich hereinlasse, im weißen Hemd und weißen Haaren windet sie sich in ihrer weißen Haut um Mütter und Buben, die angeln, herum. Ich möchte so gern, daß sie aus Stöckchen besteht.“ Da legst du dich nieder, das muss ich gleich meiner Frau sagen. Sie erwidert, das klinge sonderbar. Gewiss, sage ich, und sonderbarer noch. Aber wenn man so liest, erzählt man eben manchmal, was man da so liest. „Mich interessierte das nicht“, steht da, „suchte ein weibliches Geschlecht, fand es als toten Regenwurm spaltenlos in einer Pfütze.“ Was ich eben so denke, nämlich Gnagnagnagnagna, und famose Lebkuchen wurden da ausgespeist, und meine Frau fragt, ob alles in Ordnung ist.
Wieder tauche ich ein in das Bändchen, lese etwas über Werner Herzog, aber lesen und lesen, das sind zwei verschiedene: Gleich fällt mir das Interview ein, das ich von Herzog sah, Eingeborene hatten ihn gefragt, ob sie Kinski töten sollen, es war ein ehrliches Angebot, aber Herzog sagte nein. Aber was steht nun da, da schreibt A., Herzog habe ihm gesagt, er, A., sei kaputt, so kaputt wie nur irgendwas, und begeistert und schadenfroh zugleich habe er gelacht, sagt der A., aber er stellt es sich nur vor, weil er gar nicht dabei war. Das wiederum sage ich meiner Frau, und kühn trage ich ihr vor: „Ab hier am westlichen Nordrand steht die mächtigste Buche. Auf ihr machten wir ein Picknick vor 65 Jahren, 200 Gramm gelbe Hirnwurst hatten wir bei uns, die gelbe Haut warfen wir hinunter.“
Was ist mit dir, fragt meine Frau, sage ich: Was kannst du meinen? Wie ist's mit diesem Kranichzug? Und so deklamiere ich den A.: „Vom Ida komme ich / Mit einem Wurstbrot in der Hand“ – aber sie unterbricht mich, ich solle aufhören, nicht zu sprechen, sondern zu lesen, der A. mache mich verrückt, und ich entgegne: Aber es ist interessant.
(Thomas Glavinic, Rezension in der Presse vom 3. Jänner 2004)
http://diepresse.com/home/diverse/literatur/191481/200-Gramm-gelbe-Hirnwurst
Weitere Bücher des Autor*s im Verlag:
Alexanderschlacht
Bier
Der Weltmeister
Die Reise zweier Mönche
Dschingis Khans Rache
Duschen
Ein Wikinger
Gesamtausgabe Band 3 [4 Bücher]
Guten Morgen
HINUNDHERBERT
In der Dämmerung
Ist es nicht schön zu sehen wie den Feind die Kraft verlässt
Karpfn
Kopf und Herz
Liebesbrief
Mein Vater heißt Dionysos
Misslungen
Schlag 7 Uhr
Schnekidus
Von Andechs nach Athen
Weiße Flecken