SCHREBER
eine oper in acht bildern, musik von peter androsch
Franz Kaiser, Peter Androsch
edition linzISBN: 978-3-85252-350-7
15 x 21 cm, 54 Seiten, m. farb. Abb., Notenbeisp., Hardcover
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Kurzbeschreibung
[Fotos von Stefan Zoltan. Mit e. Nachw. von Peter Kraft u. Reinhard Kannonier. Hrsg. vom Kulturamt d. Stadt Linz.]
Bild: ln der kinderstube der familie schreber in leipzig etwa um 1846/47: die geschwister schreber (gustav etwa 7/8 jähre, anna etwa 6/7 jähre und daniel paul etwa 4/5 jähre; das damals jüngste kind, sidonie, ist nicht anwesend) sitzen spielend auf dem boden. sie tragen das schrebersche schulterband. das dienstmädchen mathilde sitzt an einem tisch daneben und ist mit nähen beschäftigt, im räum hängen an haken an den wänden und auf Ständern diverse schrebersche gerate, anna sitzt getrennt von gustav und daniel paul und spielt still mit einer puppenküche, wiegt eine puppe, reicht ihr das fläschchen, spricht mit ihr usw., gustav und daniel paul spielen zusammen mit bunten holzklotzchen o.a., die in bestimmter weise zu figuren zusammengesetzt werden können, der ältere gustav übernimmt die dominierende rolle, während daniel paul probiert und falsch zusammensetzt, das will gustav nicht gelten lassen, es entsteht ein streit mit wachsender lautstarke.
gustav: schon wieder falsch! der teil gehört dorthin! gib' her!
er will daniel paul den teil wegnehmen, doch der drückt ihn an sich.
daniel paul: nein, er paßt! alles, was ich mache, ist falsch, sagst du. das ist gemein.
gustav: wenn es falsch ist, ist es eben falsch, der teil gehört nicht hierher, siehst du das nicht?
daniel paul: er paßt!
gustav: er paßt nicht! gib' ihn mir. ich zeig's dir, wie es gehört!!
daniel paul gibt gustav widerstrebend den teil, und gustav zeigt ihm die richtigkeit seiner behauptung und bestätigt das gleich mit dem nächsten holzklotzchen, das bringt daniel paul vollends in wut und trotz.
daniel paul: nur weil du älter bist, mußt du immer recht haben.
gustav: du siehst doch, wie es zusammengehört, ich kann nichts machen, ich habe eben recht.
daniel paul: nur weil du der ältere bist, muß noch lange nicht stimmen, was du sagst, da, mach' die sache selber.
daniel paul wirft den teil vehement auf gustav zu, der ausweicht, er schlägt laut auf dem boden auf. das dienstmädchen mathilde, bisher mit nähen beschäftigt, ist durch den lauten streit aufmerksam geworden.
mathilde: nicht so laut, kinder, da kann man ja gar nichts tun bei dem lärm. nehmt euch ein beispiel an anna. so gehört es sich.
stimmen: die…
daniel paul: ich kann nichts dafür, gustav will immer recht haben, nur weil er ein bißchen älter ist.
gustav: das stimmt gar nicht, wenn ich recht habe, habe ich eben recht, das hat mit dem alter nichts zu tun.
stimmen: sss, spal…
mathilde: du solltest wirklich nachsichtiger sein mit paul, gustav. der klügere gibt nach, heißt es.
gustav: wie soll der klügere nachgeben, wenn er recht hat? das verstehe ich nicht.
stimmen: te, p, der, p, spal, te, rrr, ne
mathilde: dann spielt eben etwas anderes, schiebt euch den bunten ball zu, aber ruhig, ich will meine handarbeiten fertigstellen.
mathilde beginnt, eine birne, deren mehrere die ganze zeit »leuchtend« auf einem teil er auf dem tisch liegen, mit einem kleinen messer zu zerteilen und zu essen.
daniel paul: was tun sie da, mathilde?
mathilde: ich esse eine birne.
daniel paul: hm, ich will auch ein stück!
gustav: ich auch!stimmen: ss, so süß, süiuüöiuüö, s, u, u, nd.
mathilde: ihr wißt, euer vater hat's verboten, nur die tagesmahlzeiten, darüberhinaus nichts, sagt er. und das muß ich unbedingt einhalten, sonst wird er böse.
stimmen: saäeäftig, saiäaffft, saeiaffft, saäeäffft, ja süß so süß ja sosüß…
gustav: aber er ist ja gar nicht da. also kann er nichts wissen, wir sind dann auch ganz brav.
daniel paul: ja, wir spielen ganz leise, bitte, nur eine kleine spalte für jeden.
im hintergrund ist auch anna aufmerksam geworden, sie legt ihre puppe in den puppenwagen und kommt hergelaufen.
anna: eine birne! lecker! bitte, ein kleines stück nur, mathilde.
stimmen: p, ssss, ü, s, s, s…
mathilde, von den hindern umgeben und bedrängt, wird schwach.
mathilde: zuerst müßt ihr eine zeit brav und leise sein, dann gibt's was.
stimmen: süuiüsss, bürnö süß u saftü so su u saf tu suü a i u ü u du birne…
gustav: nein, gleich.
daniel paul: dann sind wir auch ganz brav!anna: versprochen!
stimmen: und saftig…