Unterwegs nach Syrakus
Eine Wanderung auf den Spuren von Johann Gottfried Seume
Alena Urbankova
ISBN: 978-3-99028-158-1
21 x 15 cm, 296 Seiten, zahlr. farb. Abb., Kt., Hardcover m. Lesebändchen
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Kurzbeschreibung
10 Kilo Rucksack, 133 Wandertage, 2712 zurückgelegte Kilometer, 133 gezeichnete Postkarten: Alena Urbankova begibt sich auf die historischen Spuren der Grand Tour, durchstreift die „klassischen Landschaften“ und verirrt sich im Verkehrschaos von heute.
„Müssen wir unseren sentimental verklärten Schönheitsbegriff ändern oder gar aufgeben?“
Rezensionen
Imsch: Wenn der Weltschmerz die Seele deckelt„Spaziergang nach Syrakus“ nannte Johann Gottfried Seume 1803 seinen Reisebericht, der ihn über Nacht berühmt machte. Dabei war die neunmonatige Wanderung, die ihn von Leipzig nach Syrakus und zurück führte, alles andere als ein kleiner Spaziergang. Alena Urbankova – Assistenzprofessorin an der Universität für angewandte Künste Wien – hat sich auf seine Spuren begeben. In drei Etappen von je zwei Monaten wanderte sie mit Rucksack von Wien nach Syrakus. „Wer geht, sieht anthropologisch und komisch mehr, als wer fährt“, schrieb Seume, und zwei Jahrhunderte später ist diese Revolte gegen die Schnelligkeit noch verschrobener.
Während Seume sich mit Passkontrollen, Maultierpfaden und Räubern herumschlagen musste, kämpft Urbankova gegen den Asphalt, der sie an den Nicht-Orten der Peripherien vorbeiführt. Vieles aber ist auch gleich geblieben, die Tempel und Kunstwerke, deren Erhabenheit sich nicht abgenutzt hat, die Olivenbäume und Obstgärten, auch manche Missstände. So verfluchte Seume in Sizilien die Barone und Äbte, weil er trotz paradiesischer Natur auf so viele Bettler traf.
Auch Urbankova versetzen Dreck, Gestank und Hoffnungslosigkeit in Wut. „Wie ein schwerer Deckel lastet ein Weltschmerz auf meiner Seele“, schreibt sie in Sizilien. Ihre Reise ist eine schöne Idee, die vielleicht neben kulinarischen und botanischen noch ein paar mehr gesellschaftliche Beobachtungen verdient hätte, wie sie Seumes Bericht ausmachen. Dennoch, eine angenehme Lektüre bis zum letzten Satz: „Das Schildchen ‚Bin unterwegs‘ räume ich weg, aber die Sehnsucht, die Sehnsucht bleibt.“
(Imsch, Rezension im Reiseblatt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Nr. 151/14 vom 3. Juni 2014)