
Rosamunde
Eva Meloun
ISBN: 978-3-99028-385-1
21 x 15 cm, 32 S., m. Abb., Hardcover
13,00 €
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Kurzbeschreibung
Als Lisa von der Schule nach Hause kommt, sagt die Oma nach dem Essen: „Bleib sitzen, ich muss mit dir reden. Der Papa ist im Spital, er wird operiert.“
Ein bisschen erschrickt Lisa, dann schaut sie Oma fragend an. „Werden ihm auch die Mandeln herausoperiert, wie mir damals?“ – „Nein, es ist etwas im Bauch“, sagt die Oma.
Rezensionen
Martin Petrowsky: Eva Meloun, „Rosamunde“Wie kann man Kinder darauf vorbereiten, dass das Leben auch traurige Erfahrungen für uns bereithält? Wie kann man die Angst davor, die die Kinder bei den Erwachsenen so oft feinfühlig registrieren, ohne die Ursachen zu verstehen, zum Thema eines Kinderbuches machen?
In diesem Buch, das als erstes einer Trilogie gedacht ist, die verschiedene Ausnahmesituationen aufgreift, in den Kinder aus der „heilen Welt“ der familiären Geborgenheit herauszufallen drohen, gelingt Eva Meloun diese schwierige Aufgabe auf besonders berührende Weise.
Die kleine Lisa wird mit der ganz überraschend auftretenden schweren Krankheit ihres geliebten Papas konfrontiert und muss zuletzt mit seinem Tod fertigwerden. Sie erlebt dabei die zunehmende Ratlosigkeit und Verzweiflung der anderen Familienmitglieder, wird aber durch viele schöne Gespräche vor allem mit dem Großvater und durch die guten Ideen und Hilfestellungen ihres „schlimmen“ Schulfreundes Max in eine neue Zuversicht hineinbegleitet. Eine wichtige Rolle in diesem Prozess spielt auch die Puppe Rosamunde, die seinerzeit selbst von Papa gebastelt worden war.
Dieses Kinderbuch ist schön gestaltet, einfühlsam erzählt und pädagogisch überzeugend. Ein wertvolles Geschenk für Kinder ab sechs Jahren.
Eine kleine Textprobe: An einem Sonntagnachmittag, Lisa hat gerade Rosamunde hervorgeholt und aufs Bett gelegt, läutet es an der Türe. Oma macht auf, und einen Augenblick später steht Maxi in Lisas Zimmer. „Hey, Lisa“, begrüßt er sie. Dann sieht er Rosamunde auf dem Bett liegen. „Oje, wie schaut die denn aus“, sagt er. „Ist sie ins Wasser gefallen?“ Lisa weiss nicht, was sie sagen soll. Maxi plötzlich auch nicht. Aber dann fragt er: „Hat sie geweint?“ „Ja“, sagt Lisa.
(Martin Petrowsky, Rezension in: Der literarische Zaunkönig. Zeitschrift der Erika Mittlerer Gesellschaft Nr. 2/2015, S. 57)
Mathias Ziegler: Papa stirbt
Lisas Vater hat Krebs. Das wird zwar in Eva Melouns Buch „Rosamunde“ nicht offen ausgesprochen, aber zwischen den Zeilen ist es mehr als deutlich. Und am Ende stirbt der Papa. Lisa findet dabei Trost bei der Puppe namens Rosamunde, die er noch mit ihr gemeinsam gebastelt hat. Und ihr Schulfreund Maxi ist ihr eine Stütze – dabei hat sie den immer für blöd gehalten, bis er ihr bewiesen hat, dass er durchaus auch seine sensible Seite hat.
Soweit, so banal. Was Eva Nelouns Geschichte auszeichnet, ist die Art und Weise, wie sie geschrieben ist. Die Autorin schildert das traumatische Ereignis nämlich total aus der Sicht des Kindes. Lisa erlebt das Leiden und Sterben ihres Vaters – und damit auch das Leiden ihrer Mutter und Großeltern – hautnah mit, kann es aber zunächst nicht wirklich fassen, weil die Großen sie vor der Wahrheit schützen wollen. Da zeigt sich, wie wichtig es ist, Kindern Dinge zu erklären und sie nicht „dumm sterben zu lassen“, wie man so schön sagt. Vor allem ist Melouns Buch sehr still. Richtig ehrfürchtig still. Eine gelungene Geschichte über das Abschiednehmen.
(Mathias Ziegler, Rezension in der Wiener Zeitung vom 15. Juni 2015)
http://www.wienerzeitung.at/themen_channel/bildung/buechertipps/757735_Papa-stirbt.html
Helmfried Knoll: Eva Meloun, „Rosamunde“
Die Liste der von Eva Meloun umgesetzten Projekte und Arbeiten in der Zeitspanne von nicht einmal 40 Jahren ist mehr als beeindruckend und beschränkt sich keineswegs auf Österreich oder Europa. Nein, auch in den USA und Südkorea waren ihre Werke zu sehen. Als frei schaffende Künstlerin will sie die Vielfalt der Natur in abstrakten Bildinhalten und Landschaften, Porträts und Objekten möglichst umfassend weiter vermitteln.
So auch in diesem, ihren ersten Kinderbuch. Es ist das schwierige Unterfangen, ein vielseitig begabtes Schulkind – LISA – darin zu unterstützen, den Tod des geliebten Vaters zu verkraften. Wir lernen dabei Lisas Eltern, die eine Großmutter, den anderen, allein lebenden Großvater kennen. Den scheinbar dummen und schlimmen Maxi, der sich in Kummer und Not als Helfer und wahrer Freund erweist.
Und nicht zuletzt die Puppe, die der Vater mit letzter Kraft und Begeisterung noch im Krankenstand mit Lisa bastelt. ‚Rosamunde‘ wird sie von Lisa getauft; nach der Musik Franz Schuberts, die der Opa ohne Noten so schön dem Klavier entlockt. Da schlägt eben auch in diesem Büchlein die schöpferische Vielfalt der Autorin durch und überträgt sich auf jede einzelne der geschilderten Personen und deren unterschiedliche Kreativität: Lisa, wenn sie den schönsten Saurier der Klasse anfertigt und mit Papa die Puppe ‚baut‘; Papa, von dessen Reisen, Bergfahrten und Dichtkunst Lisa erst nach seinem Tod von Opa erfährt; der Großvater, der so gut in Sternenkunde beschlagen ist und eine faszinierende Schmetterlingsammlung besitzt.
Wir dürfen in Gedanken am letzten gemeinsamen Weihnachtsfest des schon todkranken Vaters mit seinen Lieben teilhaben, begleiten zuvor Lisa und Maxi zu wahren ‚Schätzen‘ auf Mistplätzen, die zur Geschenkbastelei in Form einer bunten Laterne werden. Und wachen mitten in der Nacht um 3.05 h mit Lisa aus einem wunderschönen Traum auf: Papa ist wieder gnz gesund! Doch dann sagt er: „Du musst das alleine weiter machen. Ich muss jetzt gehen. Leb wohl, ich hab' dich lieb!“ Am Morgen trägt der Opa Lisa in das Zimmer des toten Vaters. Sie darf das deckende Linnen zurückschlagen und darf Papa noch einmal sehen, ehe der Großvater das blasse Gesicht wieder verhüllt.
‚Papa‘, bringt Lisa nur heraus und holt die Puppe aus dem Korb. Rosamundes Gesicht hat sie Tage zuvor mit Wasser zerstört, als Oma ihr sagte, ‚sie müssten auf alles gefasst sein‘. Nun bettet Lisa Rosamunde vorsichtig in den entlegensten Winkel und deckt das verwüstete Gesicht zu … Nach dem Begräbnis des Vaters sucht Lisa häufig den Großvater auf, läßt sich viel Gutes über Papa erzählen und bastelt und rahmt mit dem Opa vielerlei Dinge aus Papas Leben – Fotos, ein Edelweiß, eine Fahrkarte nach Indien, Zeichnungen von Außerirdischen, die sie mit dem Vater angefertigt hat; zuletzt kleben sie noch eine Sternenkarte mit dem Sternbild des Vogels Phönix auf die Platte; die Sage läßt diesen ja nach dem Sterben wieder lebendig werden. Bloß Rosamundes zerstörtes Gesicht bringt Puppenmutter Lisa immer wieder zum Weinen, als Maxi einmal zu Besuch kommt. Mit vielen Papiertaschentüchern (À la ‚Oh, it's a FEH!‘) tröstet er sie und schlägt vor, sie zum geschickten Großvater zu begleiten; mit der Puppe. Opa verspricht, er würde sein Möglichstes tun, sei aber nicht so ein guter Bastler wie der verstorbene Papa gewesen war.
Eva Melouns ‚Erstling‘ endet mit einem Teil eines Christian Morgenstern-Gedichts und schlägt damit eine Brücke zum winterlichen Sternenhimmel. Lisa hat das Geschichten- und Gedichte-Buch zu Weihnachten gewissermaßen als überraschende ‚Draufgab‘ bekommen und zugunsten der erfüllten Hauptwünsche, einem Kinderfahrrad und einem blauen Kleid, kaum beachtet und den beiden Morgenstern-Gedichten wenig abgewinnen können. Nun liest sie das Gedicht vom ‚Weihnachtsbäumlein‘ wieder, schaut dabei in die Winternacht hinaus.
„… und flammte jubelnd himmelwärts – in hundert Flämmlein an Gottes Herz“ zitiert Lisa die Schlusszeilen. „Papa hat recht: das Gedicht IST schön“ – und würde wohl am liebsten weit, weit himmelwärts fliegen; zu den STERNEN und zu ihrem geliebten VATER.
Ein Gedanke, der das Bändchen verklärt und weitere, ähnliche von der Autorin erwarten lässt.
(Helmfried Knoll, Rezension in: IGDA aktuell. Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik, 39. Jahrgang, Heft 2, 2015, S. 28 f.)
http://www.igda.net/igda-aktuell/archiv/2_2015.pdf
BS: Eva Meloun, „Rosamunde“
Lisa lebt fröhlich und unbeschwert in ihrer kleinen Vater-Mutter-Kind-Familie, erweitert durch eine Oma, die oft da ist, und einen Opa, den sie gern besucht. Als der Vater unheilbar erkrankt und kurz nach Weihnachten stirbt, wird aus der kleinen Idylle ein Trauerhaushalt. Nun begreift auch Lisa, dass sich ihr Leben dauerhaft verändern wird. Die Puppe Rosamunde, die sie noch gemeinsam mit ihrem Vater gebastelt hat, wird zu ihrer tröstenden Begleiterin. Meloun erzählt sachlich und unsentimental. Vielleicht gerade deshalb berührt die kurze, von der Autorin auch selbst illustrierte Erzählung für Kinder und Erwachsene besonders.
(BS, Rezension in: kunstStoff. Die Zeitung der Kulturvernetzung Niederösterreich Nr. 22, August 2016, S. 17)
Parallelaktion Kunst: Eva Meloun, „Rosamunde“
Die Malerin Eva Meloun ist als Coloristin eine Spezialistin für die feinen Zwischentöne. Kritische Essays über Kultur und Kulturpolitik publiziert sie regelmäßig in der Zeitschrift „Der literarische Zaunkönig“. In Kinderbüchern widmet sie sich Themen, die zum Nachdenken anregen: wenn der Tod nicht in Form einer Killermaschine in einem Videospiel auftritt, sondern ein Familienmitglied bedroht, dann sollte man eine Pause einlegen. Eine Pause mit „Rosamunde“.
(Rezension in: Parallelaktion Kunst [2018]. www.kunstsammler.at, [?.] 2018)