Erntedankfest
Vorgeschichte, Verlauf und Ausheilung einer Psychose
Alfred Hausotter
ISBN: 978-3-99028-216-8
20,5 x 13,5 cm, 376 Seiten, m. Abb., Hardcover
€ 28,00 €
Lieferbar
In den Warenkorb
Leseprobe (PDF)
Kurzbeschreibung
Das Buch folgt einem zweigeteilten Konzept. Im ersten Teil schildert der Autor, nach einer kurzen Reminiszenz seiner Kindheits- und Jugendjahre, wie er kurz vor der Reifeprüfung seine erste manische Phase erlebte. Bizarre Wahnideen vermischt mit traumatischen Erinnerungen drängten in sein Bewusstsein und führten letztendlich zu einer Zwangseinweisung in die Psychiatrie.
Drei Jahre danach löste exzessiver Drogenkonsum einen erneuten Krankheitsschub mit dramatischen Folgen aus. Arbeitsplatzkündigung, Selbstmordversuch und eine weitere Psychose innerhalb desselben Jahres bewirkten den Entschluss, mehr über die rätselhafte, nun als ‚Schizophrenie‘ diagnostizierte Erkrankung in Erfahrung zu bringen. Im zweiten Semester Psychologiestudium brach die Krankheit vor einer Statistikprüfung zum vierten und letzten Mal aus. Fernab vom Elternhaus und gewitzt durch die vorherigen Erfahrungen gelang es dem Autor erstmals die Psychose ohne medikamentöse Beeinflussung zu durchleben. Statt seine Wahnideen gesellschaftlich auszuagieren notierte er sie auf losen Blättern, in der Absicht sie später als Buch zu veröffentlichen. Unbeabsichtigt konnte er auf diese Weise seine Psychose frei ausagieren, ohne sozial auffällig zu werden.
Nach einem halben Jahr ging die manische Phase in eine schwere Depression über und mündete schließlich in eine dauerhafte Stabilisierung. Zehn ereignisreiche Jahre, geprägt von mehreren schizoaffektiven Psychoseschüben sind endgültig vorbei. Fastenkuren, Ernährungsumstellung, Yoga, Taekwondo und Selbsterfahrungen vertieften den in Gang gesetzten Gesundwerdungsprozess.
Die oben erwähnten, im Wahn verfassten Schriften bilden den zweiten Teil des Buches. Sie geben einen exemplarischen Einblick in die Gedankenwelt während einer Psychose.
Nach dem Psychologiestudium arbeitete Hausotter jahrzehntelang als Klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe mit psychiatrischen Langzeitpatienten. Seine Erfahrungen als Betroffener, Angehöriger (Schwester psychotisch) und Professioneller sind in dem Buch konkret und detailliert offengelegt und ermöglichen Interessierten einen einzigartigen Blick in die psychotische Erlebniswelt.
Sind Psychosen heilbar? Der international anerkannte Psychiater Prof. Manfred Bleuler bringt die damit verbundene Debatte in einem veröffentlichten Schreiben an Edward M. Podvoll („Aus entrückten Welten – Psychosen verstehen und behandeln“) auf den Punkt:
„Es ist dringend erforderlich, dass wir uns endlich von dem Vorurteil freimachen, ein psychotischer Mensch werde auch immer psychotisch bleiben. (…) In den letzten Jahren bin ich immer wieder heftig angegriffen worden, wenn ich über meine vielen Erfahrungen mit der Heilung Schizophrener berichtete, die lange Zeit schwer krank gewesen waren. Die Kritik an meiner Lehr- und Heiltätigkeit gipfelt immer in folgendem: ‚Ein schizophrener Patient kann niemals gesund werden – wenn sie glauben, Heilungen schizophrener Patienten beobachtet zu haben, so kann das nur an einer falschen Diagnose liegen!‘ Meiner Meinung nach ist eine solche Einstellung unrealistisch und mehr als schädlich für unsere Patienten.“
Aus psychologischer Sicht kann insbesondere die letzte Aussage nur bestätigt werden, da die Hoffnung auf Heilung eine unabdingbare Voraussetzung zu deren Realisierung ist – wobei man sich bewusst sein sollte, dass schwere seelische Verletzungen oft Narben mit lebenslang einhergehenden Empfindlichkeiten hinterlassen.
[Überarb. u. erw. Ausg. von „Der GottTeufel“]
Rezensionen
Peter Lehmann: [Rezension]Der Autor, geboren 1954, verheiratet, zwei Kinder, Mag. Dr. phil., klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe in Österreich und seit 1997 in der Wohnbetreuung tätig, erlebte von 1974 bis 1983 vier psychotische Episoden. Diese beschreibt er offen, detailliert und ohne jede Wertung. Im zweiten Teil finden sich seine in den Krisenphasen entstandenen Texte und Bilder. Sie geben einen exemplarischen Einblick in Form und Inhalt psychotischen Bewusstseins und dessen Klärungsversuche. Eingebettet in den ganz normalen Wahnsinn von Familie, Schule, Bundesheer und Psychiatrie werden die Innenansichten seines Wahns beklemmend folgerichtig. Das Buch handelt von Mut und Eigensinn und davon, wie Psychiatrie und Psychopharmaka dem im Wege stehen. 2006 war es unter dem Titel „Der GottTeufel. Innenansicht einer Psychose“ original bei der sozialpsychiatrisch orientierten Edition pro mente im oberösterreichischen Linz erschienen. Bald war es vergriffen. Für die überarbeitete Auflage wählte der Autor den Titel „Erntedankfest – Vorgeschichte, Verlauf und Ausheilung einer Psychose“. Kurz vor der Fertigstellung wollte die Edition pro mente den Begriff „Ausheilung“ (einer Psychose) durch „Überwindung“ im Untertitel ersetzen. Der Autor lehnte ab: Seiner Erfahrung nach sind Psychosen keine zu bekämpfenden Krankheitssymptome, sondern im Gegenteil unterstützungswürdige Selbstheilungsversuche der Psyche im Sinne des Soteria-Ansatzes. Mit der Bibliothek der Provinz fand er glücklicherweise einen Verlag ohne ideologische Scheuklappen.
(Peter Lehmann, Rezension im BPE-Rundbrief [Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener e.V.] Ausgabe 3/2015, S. 11)
https://www.antipsychiatrieverlag.de/artikel/bpe-rundbrief/2015.3.11.pdf
Radio Libre Regional [Freies Radio Salzkammergut]: [Link zu Audio-Stream]
[In der Freies Radio Salzkammergut-Sendung „Radio Libre Regional“ vom 8. Januar 2017 sprach Alfred Hausotter über sein Buch »Erntedankfest«.]
https://freiesradio.at/RadioLibreRegional/alfred-hausotter-ueber-sein-buch-erntedankfest-vorgeschichte-verlauf-und-ausheilung-einer-psychose/