Maryam Farhang – Me and the Persimmon Tree
Paintings and Poems from the Series Home · [Bilingual German-English edition with the original Persian poems]
Maryam Farhang, Michael Pilz
ISBN: 978-3-99028-910-5
21,5×15,5 cm, 128 Seiten, zahlr. vierfärbige Abb., Hardcover | Text engl., dt. & persisch, Schrift tw. i. pers. Alphabet
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Kurzbeschreibung
Maryam Farhang's Home series shows various household items enfolded by figural and abstract imagery. The realm of domestic objects appears interwoven with a second living environment, one she is free to populate with fabulous creatures, mythical animals, and spontaneous narratives.
The poetic “inscriptions” accompanying these intimate scenes provide sparsely worded accounts of traumatic memories. Against this background of absence and silence, their daily presence renders objects and figures part of a private world, a personal space both perceived and created.
[…] Für die zuletzt entstandene Serie von Stillleben, Home, wählte Maryam Farhang Gegenstände ihres häuslichen Umfelds als Vorlage. Zur Umsetzung dieser Dinge in malerische Qualitäten tritt das jeweilige Drumherum, die freie Inszenierung teils rätselvoller Fabelwesen und Mythen und aus dem Unbewussten herrührende Narrative. So werden häusliche Gegenstände – primäre Handlungsträger – ihres alltäglichen Gebrauchs entfremdet. Es eröffnen sich figürlich-abstrakte Bildwelten, die an die reiche Tradition persischer Miniaturmalerei erinnern. Kriegerische Handlungen, Mord und Totschlag, leidvolle Erfahrungen und tiefe Trauer erscheinen – paradoxerweise – in leuchtender Schönheit, in stillem Glanz, die Zuversicht nährend, dass Dinge und Verhältnisse, deren Wesen, Form und Erscheinungsbild weitgehend unserer Willkür unterliegen, sich auch verändern ließen, sofern wir dazu bereit wären. […]
(Michael Pilz in der Einleitung ‚Die große Stille oder wie kommt die persische Künstlerin Maryam Farhang nach Großwolfgers zu Richard Pils und zu einem Buch im Verlag Bibliothek der Provinz‘)
[Edited by Michael Pilz |
Translated by Afsaneh Gächter, Nazli Ghasemi, Matthias Goldmann, and Said Manafi]
Rezensionen
Walter Titz: Kunst als SchutzraumStarke Bilder, zarte Gedichte: Die iranische Malerin und Poetin Maryam Farhang lebt und arbeitet derzeit als Stipendiatin des Landes Steiermark.
„Shelter“ ist ein wichtiger Begriff für Maryam Farhang. 1983 während des Ersten Golfkriegs geboren, war ihre Kindheit in Teheran geprägt von Luftschutzsirenen und – wie sie in einem Text zu ihrem Projekt „Chaos, Mauer, Maria am Kreuz“ schreibt – von Zeichentrickfilmen, von denen viele von Müttern handelten, die nicht zu ihren Kindern nach Hause zurückkehrten.
„Shelter“, Schutz, boten damals Keller, „in die wir aber meist nicht gegangen sind“. Ein spezieller Schutzraum wurde für die Schülerin bald die Kunst: „Damals wie heute finde ich hier ein Ventil und einen Ausweg aus dem Chaos, das mich umgibt.“ Ein Kunststudium in Teheran folgte, „über aktuelle Tendenzen mussten wir uns natürlich über Bücher und andere Medien informieren“.
Das Aufwachsen unter zwar nicht materiell, aber psychologisch höchst prekären Verhältnissen und nicht weniger das in einer von Männern dominierten Gesellschaft prägen die Kunst von Maryam Farhang. Diese handle immer auch von ihrer Rolle als Frau, von ihrem Körper, vom weiblichen Körper, den viele Männer als ihr Eigentum betrachteten. Sie habe „eigentlich keine Wahrnehmung meines Selbst, meines Körpers oder meiner Gefühle“.
Ein im Rahmen einer Residency des Landes Steiermark im Grazer Schaumbad entstandenes großformatiges Bild in Form eines umgekehrten Kreuzes zeigt ein Boot in bewegter See, darüber schwebt ein kopfloser weiblicher Körper. Das sei nicht zuletzt unter dem Eindruck eines „Ehrenmords“ an einer 17-Jährigen entstanden: „Das wird in meiner Heimat immer noch geduldet und kaum geahndet.“
„Waves Come, Waves Go!“ war der Titel einer beeindruckenden, von Farhangs Landsmann Keyvan Paydar kuratierten Ausstellung im Grazer Schaumbad. Wasser bildete in den gezeigten Arbeiten „die wandelbare, unstabile Basis“ (Farhang) für im doppelten Wortsinn traumhafte Bilder mit Gegenständen, Blumen, Tieren, selten Menschen. Begleitet von eigenen Gedichten: „Schreiben und Malen gehen Hand in Hand, mit Poesie kann ich Wirklichkeit verwandeln.“ Eine Methode, der man sich in einer auf vielen Ebenen unfreien Gesellschaft fast zwangsläufig bedienen müsse: „Die Frage nach Selbstzensur ist stets präsent.“
Zur Person: Maryam Farhang, geboren 1983 in Teheran, Iran, Absolvierte das Studium der Malerei an der Shahed University sowie an der University of Elmo Farhang in Teheran. Gruppen- und Einzelausstellungen im Iran, in Österreich und in den USA.
(Walter Titz, Rezension in der Kleinen Zeitung vom 31. März 2022, S. 48 f.)
https://www.kleinezeitung.at/kultur/kunst/6119051/Kuenstlerinnenportraet_Maryam-Farhang-macht-die-Kunst-zum-Schutzraum