Das Cello und ich
Im Austausch mit Michael Stührenberg
Heidi Litschauer, Michael Stührenberg
ISBN: 978-3-99028-980-8
22×20 cm, 416 Seiten, zahlr. S/W- u. farb. Abb., Hardcover + 1 Print-Beilage: 19,5×21 cm, 32 Seiten, zahlr. farb. Abb., Broschur
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Kurzbeschreibung
Heidi Litschauer, eine schon in der Kindheit gefeierte Cellistin, später Professorin für Cello am Salzburger Mozarteum, erzählt ihr reichhaltiges Leben einem Reporter, der sich in Wüsten und Dschungeln auskennt, aber überhaupt nicht in der Welt der Klassik. Wo kann das hinführen? (Heidi Litschauer im Vorwort)
Wie bin ich nur auf die Idee gekommen, dieses Buch zu schreiben? Dabei sprach doch alles dagegen. […] Ich meine, wer sollte schon auf Anhieb Lust auf über 400 Seiten von, mit und über Heidi Litschauer verspüren? Zwar bin ich als Cellistin ein wenig bekannt, dabei aber gewiss keine „Ikone“. Auch könnte mein Leben wohl kaum als eine Lektion für Leser dienen, die sich auf der Suche nach einem tieferen Musik- wenn nicht gar Weltverständnis befinden. […]
Dürfte ich es mir aussuchen, wie Andere mich wahrzunehmen hätten, dann wohl in erster Linie als ein freundliches und lebhaftes Wesen. Die Hierarchie meiner sozialen Prioritäten ist denkbar einfach: Niemand hat mehr Gewicht in meinem Leben als meine Familie […] sowie die immens große Familie meiner Freunde, zu denen ich auch viele meiner ehemaligen Cello-Schüler rechne. Für sie bin ich bereit, alles zu tun oder zu wagen, wo immer auf der Welt sie sich auch befinden mögen.
Was allerdings auch Probleme mit sich bringt, zum Beispiel dieses Buch! Denn Familie und Freunde sind es ja, die mich seit Jahren bedrängen, mein Leben zu Papier zu bringen. Ihr Argument: Wäre ich es nicht diesen mir am nächsten stehenden Menschen schuldig, die Erinnerung an uns alle lebendig zu erhalten? […]
Außerdem: Ich bin nicht gut im Wegwerfen! In verschiedenen Ecken meiner Wohnung ruhen Kartons, Schachteln, Ordner, Taschen, ganze Schubladen sind gefüllt mit teils uralten Erinnerungsstücken aus dem Leben meiner Eltern und meinem eigenen Leben. Nach mir, weiß ich, hätte niemand mehr einen Grund, diese Haufen handgeschriebener Briefe, Zeitungsauschnitte, Konzertkritiken und Programmhefte aufzubewahren. Wozu auch? Außer mir, die ich diese „Dokumente“ in ihre zeitlichen und sachlichen Kontexte einzuordnen weiß, könnte niemand mehr etwas damit anfangen. Somit ist dieses Buch die letzte Chance, den staubansammelnden Archiven der Familien Litschauer und Schulz doch noch einen Zweck zu verleihen.
Natürlich leuchten mir diese Argumente ein. Gegen sie schützen konnte mich stets nur der deprimierende Beweis, dass mir zum Schreiben jegliche Begabung fehlt. Meine künstlerischen Ausdrucksmittel sind Musik, Malen und Zeichnen. Aus meiner Feder hingegen fließt es oft genau so, wie es mir aus dem Munde sprudelt: mal ein wenig unverblümt, mal auch ein bisserl unsortiert und dabei unverkennbar österreichisch. Einen befreundeten Zuhörer mag meine Erzählweise amüsieren; der kritische Leser hingegen wäre wohl eher befremdet.
Wie also hat es dennoch zu diesem Buch kommen können? Durch Freundschaft, wie so vieles in meinem Leben! Im Herbst 2017 lernte ich den in Paris lebenden Journalisten und Buchautor Michael Stührenberg kennen. […] Mühelos freundeten wir uns an. Mir gefielen sein Humor und der virtuose Umgang mit Sprache. Ihn faszinierte anscheinend mein Cello-Spiel […]. Manchmal veranstalte er Lesungen seiner Texte mit musikalischer Begleitung, sagte Michael. Ob ich nicht Lust hätte, einmal mit meinem Cello dabei zu sein? Die Idee führte zu einer gemeinsamen Österreich-Tournee im Sommer 2018 […] und zu der Entdeckung, dass seine Sprache und meine Musik gut harmonieren.
Und als meine Freunde mich dann zum hundertsten Male bedrängten, endlich mein Leben niederzuschreiben, habe ich zum ersten Mal zögernd Ja gesagt: „Unter der Bedingung, dass Michael Stührenberg mir beim Schreiben hilft!“ […]
Mein Buch beschreibt ein bewegtes, erfülltes, nie langweiliges Leben, aus dem ich nicht einen Tag missen möchte. Und im Herzen dieses Lebens erklingt ein Cello. „Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“ Das kann ich jeden Tag aufs Neue bestätigen. Dennoch will ich im Kommenden nicht allein aufzählen, was ich mit oder dank dem Cello habe erleben dürfen. Sondern auch das andere: die gelegentlichen Abstürze nach den berauschenden Höhenflügen. Jene Augenblicke, in denen man sich nackt fühlt, hilflos, verwundbar. Und sich fragt: Was bleibt übrig vom Musiker, wenn er plötzlich ohne Instrument dasteht?
[Beigefügt: Limans Land : Partitur für Lesung / Von Michael Stührenberg. Mit Fotografien von Christopher Pillitz. Musikalische Umrahmung: Heidi Litschauer.
Ein Wüstennomade ist in erster Linie ein Alleskönner – weniger aus Ehrgeiz als aus purer Notwendigkeit. In einer derart menschenfeindlichen Umwelt wie der Südsahara kann der kleinste Irrtum, die geringste Nachlässigkeit, fatale Folgen haben. Darum geht es in der Geschichte über den Tuareg Liman Feltou: um einen der letzten Meister seines aussterbenden Berufes.]