Magie aus dem Mostviertel
Wender, Hexenbanner und Beinbruchheiler
Toni Distelberger
ISBN: 978-3-99126-098-1
19×12,5 cm, 216 Seiten, m. S/W-Abb., Hardcover
€ 24,00 €
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Kurzbeschreibung
Die magische Kultur unserer Vorfahren scheint heute verloren und vergangen. Dabei blühten solche Künste schon damals lieber im Verborgenen. Dieses unterdrückte Wissen drängt inzwischen erneut in verwandelter Form kraftvoll an die Oberfläche und vermag Denkweisen und Weltsicht zu prägen. Die Magie kehrt wieder – im Privaten ebenso wie in der Öffentlichkeit. Doch von welchen Vorbildern leitet sich das her? Hier geht es darum, wie traditionelle Magie eigentlich ausgesehen hat und woraus ihre Praktiken bestanden.
Rezensionen
Sonja Raab: Sympathiemagie und BeschwörungsformelnTradition. Im 19. Jahrhundert lebte und wirkte in Pyhrafeld der Hexenbanner, Wender und Beinbruchheiler Michael Distelberger (1817–1889). Über 100 Jahre später macht es sich sein Ururenkel zur Aufgabe, die Geschichte seiner Vorfahren zu erforschen und stößt dabei auf wundersame Begebenheiten längst vergessen geglaubter Heilrituale.
Toni Distelberger hat Ur- und Frühgeschichte studiert und verdient heute seinen Unterhalt als Bibliothekar an der Universität Wien. Seit fast 20 Jahren beschäftigt ihn etwas, das ihm viel näher ist und mit ihm selbst zu tun hat: Die Geschichte der Heiler in seiner Ahnenreihe.
Obwohl ihm mehrmals im Laufe seines Lebens der Name Distelberger in Sagen und Ausstellungen begegnet, bringt er diese nicht gleich mit seinen Vorfahren in Verbindung. Erst nach der Geburt seiner Tochter 2004 fallen ihm bei einem Besuch im Elternhaus zwei Bücher in die Hände: Der Katalog zur Ausstellung „Kunst des Heilens“, die in der Kartause Gaming gezeigt wurde, und eine Sagensammlung, die von Helmut Paul Fielhauer herausgegeben wurde – unter anderem mit Geschichten über Michael Distelberger.
»Für ein Wunder muss etwas getan werden, etwa beten oder ein Ritual machen. Das Wunder passiert nicht von selber.«
Den Moment, als sich diese beiden losen Enden zu einem Thema verknüpfen, bezeichnet Toni als „ein Feuerwerk von Assoziationen und Verbindungen“, die in dieser Nacht dazu führten, dass er wie unter Strom stand und stundenlang durch Dörfer wanderte, bis das Dämmerlicht des Morgens anbrach.
Man kann das Übel wo anders hinschicken, aber nicht verschwinden lassen.
Während unseres Gesprächs ist es, als würden wir in ein Zeitloch fallen. Toni erzählt von seinen Begegnungen mit einer Wenderin, von einem geheimen Pflaster-Rezept, das in seiner Familie noch angewendet wird, wir fachsimpeln über Wundärzte, Knochenheiler, Bader und Wender, über Sympathiemagie bis hin zu Ritualen und Beschwörungsgebeten, bezogen auf die Hilfe Gottes.
Aus seinen Recherchen für sein Buch geht hervor, dass die Übel auf der Welt insgesamt nicht weniger werden, man sie aber wo anders hinschicken kann, wo sie niemandem mehr schaden können. So leitet man Fieber in einen Fluss oder verpflockt Krankheiten in einem Baum, wendet Warzen weg oder bittet einen Heiligen oder Christus selbst darum, dass er die Krankheit wegnehmen möchte, und an einen anderen Ort bringen soll. Ob er an all das glaubt? „Ich glaube und bin überzeugt davon, dass es gut für die Menschen ist, eine Entscheidung zu treffen und nicht alles einfach passiv hinzunehmen“, antwortet er ausweichend.
»Einem Wender hat man vertraut. Der sprach die Sprache des einfachen Volkes. Ein G’studierter [Arzt] war eine Autorität, eine Obrigkeit. Vor dem hatte man Angst.«
„Die Lektorin meines Buches hat mehrmals das Wort »zaubern« aus meinen Texten gestrichen“, erzählt er schmunzelnd. Dabei leiten sich einige der Sprüche, die man in einem Wenderbüchlein in St.Georgen/Leys gefunden hat, eindeutig von den Merseburger Zaubersprüchen ab, die in einer theologischen Handschrift des 9./10. Jahrhunderts aufgeschrieben, 1841 entdeckt und 1842 von Jacob Grimm herausgegeben wurden. Es war eine unruhige Zeit im 16./17. Jahrhundert. Und während der Hexenverfolgung war es natürlich tabu, Zaubersprüche zu verwenden.
Die Einhaltung von Traditionen ist wichtig, um ihrer selbst willen!
1788 erschien das Romanusbüchel, ein unsystematisches Durcheinander von Bittformeln, Bannsegen, Beschwörungsgebeten und Anrufungen. Es wurde für den breiten Markt gedruckt und von Hausierern für den Hausgebrauch verkauft und dann wild abgeschrieben, neu zusammengestellt und in der Familie weitergegeben.
Viele Rituale werden auf eine bestimmte Weise ausgeführt, weil es immer genau so gemacht worden ist. Weil es so weitergegeben wurde und man nichts daran verändern darf, damit es seine Kraft nicht verliert. Auch heißt es, dass man seine Kraft als Heiler verliert, wenn man das Wissen weitergibt oder Geheimnisse preisgibt. Deshalb wird dieses Wissen oft erst kurz vor dem Tod des Wenders weitergegeben, wobei es auch vorkommt, dass der Wender stirbt, bevor er es weitergeben konnte.
Tonis eigene spirituelle Kultur besteht darin, mit seinen Kindern in der Heiligen Nacht ausräuchern zu gehen und dabei zu beten, in die Kirche zu gehen und einen Sinn im Leben zu haben. Für seine Familie da sein zu können, geliebt worden zu sein und zu lieben. Er ist dankbar für seine Lebenssituation.
Fraisbriefe, Segen wider das Ungewitter, Beinbruchpflaster und das Weg beten von Warzen und anderen Übeln. Anton Distelberger macht sich auf Spurensuche und entdeckt neben einer Heiler-Dynastie in der eigenen Familiengeschichte auch ein Mostviertel voller Magie. Er erzählt vom wilden Denken, von der Volksmedizin und darüber, was es mit der Sampermilch für die Bercht und ihre Kinder in der feisten Raunacht auf sich hat. Hexenbanner, Warzenwender, Knochenrichter und Bader begegnen ihm und offenbaren in diesem Buch ihre geheimen Sprüche, Zauberformeln und Heilrituale. Was längst vergessen scheint, drängt heute wieder kraftvoll an die Oberfläche. Die Magie der Ahnen kehrt zurück.
(Sonja Raab, Buchvorstellung im momag – mostviertel magazin #404, September 2022, S. 48 ff.)
Roland Mayr: Magisches Heilwissen aus dem Mostviertel
Autor Toni Distelberger aus Holzhäuseln hat ein neues Buch herausgebracht.
In seinem neuen Werk „Magie aus dem Mostviertel“ beschäftigt sich Autor Toni Distelberg aus Holzhäuseln in Wieselburg-Land mit alten Bräuchen aus dem Mostviertel und mit verschiedenen Heilern wie etwa Wendern, Hexenbannern oder Beinbruchheilern.
Verborgene Künste erblühten
„Die magische Kultur unserer Vorfahren scheint heute verloren und vergangen. Dabei blühten solche Künste schon damals lieber im Verborgenen. Dieses unterdrückte Wissen drängt inzwischen erneut in verwandelter Form kraftvoll an die Oberfläche und vermag Denkweisen und Weltsicht zu prägen“, so Toni Distelberger über sein neues Buch.
Die Magie kehrt wieder – im Privaten ebenso wie in der Öffentlichkeit. Doch von welchen Vorbildern leitet sich das her? Hier geht es darum, wie traditionelle Magie eigentlich ausgesehen hat und woraus ihre Praktiken bestanden. Diese Fragen beantwortet Distelberger in seinem Werk.
Magisches Erbe im Mostviertel
„In diesem Buch geht es um traditionelle Formen der Manifestation eines magischen Weltbildes im niederösterreichischen Alpenvorland. Das Mostviertel besitzt ein reiches magisches Erbe, das ich mit meinem neuen Buch dokumentiert habe“, führt Buchautor Toni Distelberger weiter aus.
Die Heilkundigen in der Region
Zu Recherchezwecken traf sich Toni Distelberger zum Beispiel mit der Wenderin Cäcilia Teufel aus Steinakirchen am Forst.
„Das Wenden diente ursprünglich zur Heilung ganz bestimmter Krankheiten, zum Beispiel um Warzen zu entfernen. Wender dürfen ihre geheimen Sprüche nicht weiter verraten, denn sonst würde die magische Kraft derselben verloren gehen. Die einzigen Menschen, die in das geheime Wissen eingeweiht werden, sind die Nachfolger der jeweiligen Heiler“, erzählt Toni Distelberger, der selbst aus einer Wender-Dynastie stammt, die auf seinen Ur-Ur-Großvater Michael Distelberger aus Pyhrafeld zurückgeht.
(Roland Mayr, Rezension in den Bezirksblättern Scheibbs, online erschienen am 27. Juli 2022)
https://www.meinbezirk.at/scheibbs/c-lokales/magisches-heilwissen-aus-dem-mostviertel_a5497588
Josef Haidvogl: [Rezension]
Wender, Hexenbanner und Beinbruchheiler, so der Untertitel, und grob gliedert sich auch das Buch in diese drei ineinandergreifenden Themenbereiche. Einleitend setzt sich Toni Distelberger mit der Frage auseinander, was Magie eigentlich ist. Der Begriff Magie ist allgemein bekannt, aber was bedeutet er wirklich, wie entsteht Magie, wie waren oder sind ihre Erscheinungsformen in der Vergangenheit und heute? Wenn sie der Autor in ihrem modernen Wesen als „positives Zeichen setzen“ für die Probleme unserer Zeit deutet, Hoffnung erzeugend, kommen einem schnell dabei auch unsere modernen Werbemethoden in den Sinn. Diese Magie war auch die Grundlage, aus der sich, wie man weiß oft recht dubios, Heilmethoden und Medizin entwickelten. Dabei ist in dem Buch nicht nur davon die Rede, wie es zum volkstümlich-bäuerlichen „Wenden“ kam, sondern auch zur Entwicklung der handwerklich gebildeten „Chirurgen“ bzw. Beinheiler, den Wundärzten und Badern hin bis zur Schulmedizin. Einen kleinen Einblick bekommt man in die Herstellung von wirkungsvollen Heilpflastern eines bekannten Erlauftaler Beinbruchheilers und dessen überraschenden Status nach dem Zweiten Weltkrieg.
Natürlich lässt sich durch die, fast durchwegs im christlich-religiösen Kontext stehenden Beschwörungsformeln beim „Wenden“ der Bezug zur Magie schnell herstellen. Dazu werden diese Sprüche und Formeln ihrem Sinn nach analysiert. Dass dabei etliche in ihrem Inhalt identische Beschwörungen aus Aufzeichnungen von Mostviertler Wendern und Wenderinnen buchstabengetreu zitiert werden, mag etwas langatmig erscheinen, soll aber den gebietsmäßig gleichartigen Gebrauch durch diese meist geheimnisumwitterten Personen dokumentieren. Gleichzeitig kann man sich dadurch vorstellen, dass ähnliche magische Sprüche auch in anderen Gebieten unseres Kulturkreises Anwendung fanden, was der Autor auch mit einigen Zitaten durchblicken lässt. Zum Abschluss wird Mostviertler Brauchtum rund um die Weihnachtszeit präsentiert, in dem bei genauerer Betrachtung ebenfalls eine Menge Magie steckt. Da auch hier die rituellen Handlungen wiederum stark christlich geprägt sind, wird dem Leser der tiefere Sinn, die Erwartung aus diesem Geschehen, erklärt.
Das fast im Taschenbuchformat vorliegende Buch bietet vor allem einen Einblick in die Entwicklung der Medizin und der Geistheilung bis herauf in unsere Zeit und in die von tiefer Religiosität geprägten großen Teile der ländlichen Bevölkerung noch bis in die Anfänge unseres Jahrhunderts. Wenn den Leser auch manche spezielle, selten gebrauchte, wissenschaftliche Ausdrücke zu deren Verständnis zum Lexikon greifen lassen (oder Wikipedia befragen), so hat das Buch stellenweise sogar amüsante und unterhaltsame Passagen. Und auch die Sammler von Heilkräutern finden sich in Altbewährtem bestätigt.
(Josef Haidvogl, Rezension in: Das Waldviertel. Zeitschrift für Heimat- und Regionalkunde, Jg. 71 [2022], Heft 3, S. 314)
Manfred Tschaikner: [Rezension]
In einer ansprechend gestalteten Publikation im Taschenbuchformat stellt der Bibliothekar und Autor Toni Distelberger die Tätigkeiten von Wendern, Hexenbannern und Beinbruchheilern in seiner Herkunftsregion, dem niederösterreichischen Mostviertel, vor. Einleitend führt er die Leser in das Wesen der Magie ein. Er erklärt sie als „das Bemühen, durch die Anwendung (oder auch gezielte Vermeidung) von Zeichen und Symbolen und die Ausführung (oder Unterlassung) als symbolhaft angesehener Handlungen, eine Wirkung in der materiellen Welt zu erzielen, obwohl dem logisch-rationalen Geist nicht schlüssig erscheint, auf welchem Wege diese Resultate erreicht werden sollen“. Das magische Denken gehe nämlich davon aus, dass die erwähnten Zeichen und Symbole selbst keine unmittelbare materielle Wirkung hätten, aber über ihre – dem Kenner bewussten – Verknüpfungen oder Bedeutungsbeziehungen Resultate erzielten. „Die aus der Alltagswelt, aus religiösen oder anderen Symbolsystemen entlehnten Dinge sollen in der Magie nicht unmittelbar etwas bewirken – wie in der Medizin, den Naturwissenschaften oder in der Technik – sondern mittelbar, infolge ihrer Bedeutung.“ An die Stelle eines systematisch-materiellen Wirkungszusammenhangs trete ein symbolhaft-sympathetischer, in dem das Symbol nicht etwas anderes repräsentiere, sondern aufgrund von tieferen Zusammenhängen selbst eine Notwendigkeit darstelle (S. 12).
Distelberger betont in seiner Einleitung nicht nur, dass das magische Heilwesen im Mostviertel immer noch verbreitet sei, sondern dass selbst die heute florierende „Ideologie der politischen Korrektheit“ mit ihrem stark symbolhaften Handeln und Zeichensetzen auf einem „unbedingten Glauben an die Macht des Wortes“ gründe. „Wer ein (negativ konnotiertes) Wort ausspricht, beschwört allein dadurch seinen Inhalt herbei – solche Vorstellungen entsprechen einem magischen Weltverständnis. Fortwährend und allerorts werden heute ‚Zeichen‘ gesetzt – für den Frieden, gegen die Klimaänderung, für Toleranz und gegen Rassismus. Diese Zeichen haben keinen unmittelbar materiellen Effekt, ihr Einfluss beschränkt sich auf den nicht sichtbaren Bereich der Gefühle und des Geistes. […] Und doch ist es denkbar, dass die symbolische Wirkung irgendwann das gewünschte Resultat erzielt, zumindest wird das erwartet. Auch für die tatsächliche Wirkung von Magie ist entscheidend, ob ihr überhaupt zugetraut wird, wirksam zu sein“ (S. 9–10).
Im Anschluss an die Einführung in das Wesen der Magie befasst sich der Autor allgemein mit dem Thema „Volksmedizin“. Er stellt dabei die Bauern- und Kräuterdoktoren als Nachfolger der im Zuge der wissenschaftlichen Entwicklung abgekommenen Bader oder Wundärzte vor. „Der Fortschrittsglaube der Gebildeten und Wohlhabenden ließ nur noch die Erkenntnisse der modernen Medizin gelten, aber die anderen Bevölkerungsschichten klammerten sich an die Anwendungen, die ihnen bis dahin als valide und relevant verkauft worden waren. Die Inhalte der ‚Volksmedizin‘ entsprangen also nicht eigentlich dem Volk selbst, sondern stellten Gedankengut der Elite dar, der ihr früheres Wissen zu Makulatur geworden war.“ (S. 14) Im Zuge dieser Entwicklung blieben nicht nur magische Vorstellungen erhalten, sondern auch zahlreiche Heilpraktiken und -mittel materiell erschwinglich.
Im zweiten Abschnitt befasst sich der Autor ausführlich und aufschlussreich mit einem sogenannten „Wend-Büchlein“ aus St. Georgen an der Leys, das Spruchmagie gegen verschiedene Beschwerden und Krankheiten enthält. Als Nächstes berichtet Distelberger von seinen persönlichen Begegnungen mit einer heilkräftigen Bäuerin namens Cäcilia Teufel aus Ernegg. Im Anschluss an diese Darlegungen folgt ein Bildteil, bei dem besonders die Fotografien vom winterlichen Räuchern auf einem Hof in Waasen aus dem Jahr 1967 beeindrucken. Daneben finden sich Abbildungen unterschiedlicher Druckwerke und figürlicher Heilmittel, unter anderem ein in Silber gefasstes Mardergebiss als apotropäischer Anhänger oder ein Pestkreuz.
Das vierte Kapitel widmet sich den Vorfahren des Autors, die sich als Hexenbanner und Beinbruchheiler in der Nachfolge der früheren Wundärzte, Chirurgen oder Bader betätigten. Im Vordergrund steht dabei zunächst „der Pyhrafelder“ Michael Distelberger (1817–1889). Sein Ururenkel versteht es aber auch, die Geschicke der gesamten „bäuerlichen Heilerdynastie“ kundig und anschaulich bis in die Nachkriegszeit zu rekonstruieren. Im fünften Kapitel seiner Studie widmet er sich den Gegnern der bäuerlichen Heiler, die deren Tätigkeit mit Skepsis oder Ablehnung gegenüberstanden. Dabei kann er in den Aufzeichnungen des Bauern Leopold Daurer aus Robitzboden (1855–1916) auf einen umfangreichen Katalog von verbreiteten „abergläubischen“ Vorstellungen zurückgreifen. Nicht dazu zählte Daurer das von der Kirche gebilligte (Aus-)Räuchern in den sogenannten Rauhnächten, wozu der Weihnachtsabend, der Silvesterabend und der Abend vor dem Dreikönigstag, mitunter auch die Thomasnacht kurz vor Weihnachten zählten. Die Dokumentation dieses Segensrituals im Familienkreis umfasst der sechste und letzte Abschnitt der Publikation.
Etwas unvermittelt folgt darauf ein kurzes Schlusskapitel mit der Überschrift „Wozu Magie?“ Distelberger beruft sich darin auf ein Grundbedürfnis des Menschen: „Alles um ihn herum soll auf etwas Weiteres verweisen, soll nicht ausschließlich sich selbst enthalten, soll im Zusammenhang stehen. Wir verspüren das Bedürfnis, unser gegenständliches Umfeld mit Bedeutung aufzuladen und es auf diese Weise zur eigenen Person in Beziehung zu setzen. So entsteht ein Bedeutungsgewebe, so entsteht eine Erzählung vom Zusammenhang unserer belebten und unbelebten Umgebung.“ Eine ähnliche Aufgabe komme auch der Magie zu. Bei ihr handle es sich schließlich ebenfalls um „Herstellung von Wirklichkeit aus der Kraft der Vorstellung“ (S. 193). In diesem Sinn löst der Autor mit seiner Studie tatsächlich „den Anspruch der Magie“ ein. Das Regelwerk, das er dabei jedoch anwendet, entspricht durchgehend den Normen aufgeklärter Wissenschaftlichkeit und verliert sich an keiner Stelle in Esoterik. In dieser Form ist die auf der Rückseite des Taschenbuchs festgestellte Wiederkehr der Magie ins gesellschaftliche Bewusstsein durchaus zu begrüßen. Dem Autor kann zu seiner Publikation gratuliert werden. Aufgrund der Qualität seiner Dokumentation und Analyse ist sie keineswegs nur für Leser aus dem östlichen Österreich von Interesse.
(Manfred Tschaikner, Rezension in: Montfort. Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs, 75. Jg. 2023, Bd. 1, S. 124 f.)
Weitere Bücher des Autor*s im Verlag:
Burg Raabs
Das Mädchen im Badeanzug
Die Regentropfenuhr
Großvaters Geschichten
Im Traum war sie nackt
Liebende im Mostviertel