
Finita la Comedia
Erzählungen
Andreas Peters
ISBN: 978-3-99126-158-2
19 x 12,5 cm, 208 Seiten, Klappenbroschur
22,00 €
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Kurzbeschreibung
Das Antlitz des Menschen wird klarer wie ein entwickeltes Foto im Fixierbad. Geduldig treten die Konturen zum Vorschein, zu Gesicht. Die Hässlichen und die Fotogenen. Anschließend landet das Foto im Familienalbum und die lebendige Erinnerung verblasst und macht Platz den Illusionen und der Zeit der Wundheilungen.
Rezensionen
Nina Paulsen: [Rezension]Mit über zwei Dutzend Büchern hat sich Andreas Andrej Peters als Verfasser von Prosa und Lyriker einen Namen gemacht. Außerdem ist er als Übersetzer tätig (zuletzt von Ossip Mandelstam, „Der Stein verneint das Joch des Staubes“). Seine jüngste Veröffentlichung „Finita la Comedia. Erzählungen“ ist im Rahmen einer Förderung des Deutschen Literaturfonds (2020/21) entstanden.
Die im Buch enthaltenen Erzählungen sind inspiriert von Peters‘ reichhaltigen Erfahrungen in verschiedenen Ländern und Gesellschaft en und lassen tief blicken in die Seelen, Charaktere und Schicksale der dargestellten Personen. Sie überschreiten Grenzen und scheuen auch nicht vor brisanten bzw. heiklen Themen zurück, die der Autor aus der sowjetischen bzw. russischen oder europäischen Geschichte he rausgreift und wortgewandt im neuen Licht interpretiert. Sie stellen Ereignisse und Geschehnisse an Bruchstellen der Geschichte in den Mittelpunkt, greifen „das Ungeklärte, Unheimliche, Surreale“ auf und gießen mit sprachlicher Freiheit und faszinierender Intensität das „keineswegs Selbstverständliche“, das kaum Denkbare, das fast Unaussprechliche in Worte.
„Andreas Andrej Peters hat aufgrund seiner Herkunft als Russlanddeutscher nicht nur einen besonderen Blick auf westeuropäische Verhältnisse, sondern auch ein besonderes Verhältnis zur deutschen Sprache, was er in seinen Texten mit hintergründigem Humor zu nutzen weiß. Er ist ebenso der literarischen (eben vor allem auch der russischen) Tradition verbunden, wie in seinen Darstellungsweisen (cut-up, Multiperspektivität, unverlässlicher Erzähler usw.) ein moderner, zeitgenössischer Autor“, schreibt Axel Ruoff , Schriftsteller und Filmemacher, im Vorwort.
Und so schaff en die Erzählungen „Wo liegt Irbit?“, „Füße Größe Achtzigvier“, „Perpetuum mobile oder der Imperativ: Das Gute muss auch Fäuste haben“, „Das neununddreißigste Kind“, „Das müde Metall oder die Krankheit zum Tode“, „Napoleon überquerte auf einem Maultier die Alpen“, „Tausendfüßler Kirche“, „Wer ist Beria oder das Haus des Unheils Nr. 28“, „Von Moskau bis Jerusalem“, „Zahn um Zahn zu Zeiten des Äquinoktiums“, „Nackte Wahrheit“ und andere ein aufschlussreiches und tiefgründiges Mosaik quer durch Länder, Zeitläufte, Empfindungen und Wahrnehmungen – immer wieder mit unerwarteten Einblicken und Assoziationen, die seinen Geschichten eine unüberhörbare Aktualität verleihen.
Peter Reutterer, Schriftsteller und Jazzmusiker, schreibt im Geleitwort: „Selten habe ich einen so leicht durch die eigene Lebens- und Kulturgeschichte tanzenden Dichter gelesen. Ja, erstens ist Peters selbst als Erzähler ein Dichter, seine Prosa klingt lyrisch, bisher hat er sich v. a. als Lyriker einen Namen gemacht. Und zweitens schöpft er auf eine unglaublich verspielte Weise aus dem Reichtum der doppelten Beheimatung in der ehemaligen UdSSR und in Deutschland… In jeder Zeile faszinieren die leichtfüßigen Gedankenkreisel, immer wieder pointenreich, wie sich Inhalte aus weit auseinanderliegenden Bereichen zu- und ineinander fügen, vielleicht am amüsantesten in der Erzählung ‚Tausendfüßler Kirche‘: Da sprudeln die überbordenden Einfälle zur Fußwaschung nur so dahin, und sogar Kafkas Gregor findet seine Auferstehung.“
Aber dennoch: „Das Politische und Religiöse bleiben aber als wesentliches Anliegen von Andreas Andrej Peters stetig präsent: Der Krieg war und bleibt Wahnsinn, egal ob unter Stalin, in Afghanistan oder bei einem antisowjetischen Aufstand. Und Gott bleibt Anker, eine unauslöschliche Hoffnung“, so Peter Reutterer weiter.
Andreas Andrej Peters:
Lyriker, Erzähler, Kinderbuchautor und Liedermacher, geboren 1958 in Tscheljabinsk (Uralgebiet, UdSSR), studierte Evangelische Theologie, Philosophie und Krankenpflege in der Schweiz, Gießen und Frankfurt am Main. Er arbeitete als Pastor und Seelsorger und ist derzeit diplomierter Gesundheitspfleger in der Neurologischen Uniklinik Salzburg. Für sein literarisches Schaff en wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet. Mitglied der Salzburger Autorengruppe und des Literaturkreises der Deutschen aus Russland.
(Nina Paulsen, Rezension in Volk auf dem Weg. Mitteilungsblatt der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V., Nr. 2/2023, S. 40)