sudhaus
kunst mit salz & wasser | art with salt and water
[Hrsg.] Kulturhauptstadt Europas – Bad Ischl Salzkammergut 2024, Gottfried Hattinger
ISBN: 978-3-99126-284-8
24×17 cm, 144 Seiten, zahlr. farb. Abb., Klappenbroschur | Text dt. & engl.
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Kurzbeschreibung
Das Sudhaus in Bad Ischl steht für Transformation: Früher wurde hier aus dem festen Salzgestein durch Wasser das feine handelsübliche Salz gewonnen. In der Symbiose einander Feind, brauchen sich dennoch Salz und Wasser gegenseitig. Und beides ist für den Menschen essenziell. Metapher für ein Miteinander, aber auch für ständige Veränderung.
Der Salzabbau hat die Region des Salzkammergutes geprägt, sowohl im gesellschaftlichen Aufbau wie auch im Umgang mit der Natur.
Wie wichtig ist uns heute Salz und Wasser? Wie lange halten sich die natürlichen Ressourcen, und wie muss der Mensch auf seine Umwelt, auf seine Gesellschaft achten, um sie zu bewahren und zukunftsfähig zu gestalten?
Im seit Jahrzehnten leerstehenden Sudhaus findet nun wieder eine Transformation statt – von einer industriellen Nutzung wird das Sudhaus zu einem Ort künstlerischer Positionen, einem Ort der Kultur und der Reflexion zwischen Zeitgenossenschaft und Geschichte.
(Elisabeth Schweeger)
The brewhouse in Bad Ischl stands for transformation: in the past, water was used here to extract the fine commercial salt from the solid salt rock. In symbiosis, salt and water are each other‘s enemies, yet they need each other. And both are essential for humans. A metaphor for togetherness, but also for constant change.
Salt mining has characterised the Salzkammergut region, both in its social structure and in its interaction with nature.
How important are salt and water to us today? How long will natural resources last, and how must people look after their environment and society in order to preserve it and make it fit for the future?
The brewhouse, which has been empty for decades, is now undergoing another transformation – from an industrial use to a place of artistic positions, a place of culture and reflection between contemporaneity and history.
(Elisabeth Schweeger)
Das weiße Gold wurde es genannt: Salz wird seit etwa 7000 Jahren aus den Bergen geschlagen, prägt die gesamte Region und ist bis heute wichtiges Handelsgut. „Salz ist für die Kammer gut“ hieß es, wobei unter „Kammer“ die Staatskasse der Habsburger zu verstehen ist, deren Reichtum zu einem großen Teil dem Salzgeschäft zu verdanken ist. Wasser und Holz sind ebenfalls bestimmende Faktoren; so wurden ungeheure Mengen an Holz benötigt, um die Sudhäuser zu beheizen und um die Plätten zu bauen, mit denen das Salz auf der Traun transportiert wurde. Und mit Süßwasser wird Salz aus dem Salzstein gelaugt, was dann als Sole über Pipelines in die Saline geleitet wird.
Das Sudhaus, in dem sich die Ausstellung befindet, wurde 1965 kaltgestellt und steht seitdem leer. Davor wurde seit 1571 an dieser Stelle Salz gekocht, also fast 400 Jahre lang. An diesem Ort eine Ausstellung über Salz und Wasser mit zeitgenössischer Kunst einzurichten, ist eine wunderbare Gelegenheit, daneben aber auch eine Herausforderung. Der raue Charakter und der ursprüngliche Zweck des Industriedenkmals ist weitgehend erhalten und sichtbar geblieben. So ist der Raum ein dominanter und wichtiger Mitspieler in der Ausstellung geworden.
Salz und Wasser sind eigentlich feindliche Elemente, die sich gegenseitig verschlingen und dazu verurteilt sind symbiotisch zu existieren. Eine dramatische Liaison, in der das Mineral Salz seine materielle Substanz verliert und vom Element Wasser aufgelöst wird. Eines Tages werden sie möglicherweise in einem Sudhaus wieder getrennt. Das Drama wird in der Ausstellung eindrucksvoll in der Arbeit von Sigalit Landau veranschaulicht, indem sich salzbekrustete Schuhe durch das Eis eines Sees fressen und schließlich im Wasser ertrinken.
Salz ist auch für unseren Organismus von lebenswichtiger Bedeutung. Für den Salzgeschmack haben wir einen eigenen Ionenkanal, der ständig geöffnet ist, weil totaler Salzmangel zum Tode führen würde – ein Hinweis auf unsere Herkunft aus dem Salzwasser der Meere. Die zum Leben notwendige Menge an Salz sind fünf Gramm pro Tag. Die Grundflüssigkeit der Körpersäfte aller Lebewesen und Pflanzen ist eine Salzlösung; alle lebende Substanz ist umspült und durchtränkt von Salz.
Wasser ist bedingt durch die Erwärmung des Klimas eine gefährdete Ressource. Verschwindende Gletscher und weltweit zunehmende Wasserknappheit gehören zu den brennenden Themen unserer Zeit. Ein Teil der künstlerischen Arbeiten ist hinsichtlich der Konferenz „Open Water Dialogues“ konzipiert.
Kunst Mit unterschiedlichen Facetten und Zugängen werden die Themen Salz und Wasser in Form von Objekten, Skulpturen, Installationen, Film-, Foto- und Klangarbeiten dargestellt. Die künstlerische Beschäftigung mit den Elementen und Materialien zeigen ein breit gefächertes Spektrum auf, das in eindrucksvollen Werken vor Augen und teilweise vor Ohren geführt wird.
(Gottfried Hattinger)
It was called the white gold: Salt has been mined from the mountains for around 7,000 years, characterises the entire region and is still an important commodity today. „Salt is good for the chamber“ was the saying, whereby „chamber“ refers to the Habsburgs‘ treasury, whose wealth was largely due to the salt business. Water and wood are also determining factors; enormous quantities of wood were needed to heat the brewhouses and to build the boats used to transport the salt on the Traun. And fresh water is used to leach salt from the salt rock, which is then channelled into the salt works as brine via pipelines.
The brewhouse in which the exhibition is located was shut down in 1965 and has stood empty ever since. Before that, salt had been boiled here since 1571, i.e. for almost 400 years. Setting up an exhibition about salt and water with contemporary art in this location is a wonderful opportunity, but also a challenge. The raw character and original purpose of the industrial monument has been largely preserved and remains visible. The space has thus become a dominant and important player in the exhibition.
Salt and water are actually hostile elements that devour each other and are condemned to exist symbiotically. A dramatic liaison in which the mineral salt loses its material substance and is dissolved by the element water. One day they may be separated again in a brewhouse. The drama is impressively illustrated in the exhibition in Sigalit Landau‘s work, in which salt-encrusted shoes eat their way through the ice of a lake and finally drown in the water.
Salt is also of vital importance for our organism. We have our own ion channel for the taste of salt, which is constantly open because a total lack of salt would lead to death—a reference to our origin from the salt water of the oceans. The amount of salt necessary for life is five grams per day. The basic fluid in the bodily fluids of all living creatures and plants is a salt solution; all living matter is surrounded and saturated by salt.
Water is an endangered resource due to global warming. Disappearing glaciers and increasing water scarcity worldwide are among the burning issues of our time. Some of the artistic works are conceived with the „Open Water Dialogues“ conference in mind.
Art With different facets and approaches, the themes of salt and water are presented in the form of objects, sculptures, installations, film, photo and sound works. The artistic exploration of the elements and materials reveals a broad spectrum that is presented in impressive works of art.
(Gottfried Hattinger)
[Katalog zur Ausstellung | Catalogue for the exhibition Altes Sudhaus Bad Ischl /
Hrsg. von Kulturhauptstadt Europas – Bad Ischl Salzkammergut 2024 /
Kurator | Curator: Gottfried Hattinger /
Künstler*innen | Artists: Hicham Berrada, Christine Biehler, Marion Eichmann, Caterina Gobbi, Norbert W. Hinterberger, Anouk Kruithof, Sigalit Landau, Radenko Milak, Wolfgang Müllegger & Georg Holzmann, Lucy+Jorge Orta, Kati Roover, Michael Sailstorfer, Eva Schlegel, Nicole Six & Paul Petritsch, Simon Starling, Anna Rún Tryggvadóttir, Motoi Yamamoto, Wenting Zhu]
[artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]