Otto Breicha 1932–2003
Museumsleiter · Kunstkritiker · Publizist · Fotograf · Galerist · Kurator
Semirah Heilingsetzer
ISBN: 978-3-99126-255-8
29,5×24,5 cm, 384 Seiten, zahlr. z.T. farb. Abb., fadengeheftetes Hardcover
38,00 €
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Kurzbeschreibung
Otto Breicha (1932–2003), in Wien geboren, war jahrzehntelang als bedeutender Wegbereiter der bildenden Kunst und als Förderer der Literatur in weiten Teilen Österreichs präsent. In mindestens drei Bundesländern war er besonders aktiv: Er leitete die renommierte Galerie Würthle in Wien, in Graz das Kulturhaus und in Salzburg gründete er das Rupertinum, das unter seiner Führung vor allem als namhafter Ort für Fotografie bekannt wurde.
Für die vorliegende Publikation ist es gelungen, dass zahlreiche Wegbegleiter, Mitarbeiterinnen sowie von Breicha geförderte Talente seinen Werdegang nachzeichnen. Erstmalig werden alle Positionen, die Breicha innehatte, detailliert beleuchtet. Zudem sind die von ihm organisierten Ausstellungen mit den Kunstschaffenden sowie die von ihm (mit)herausgegebenen Zeitschriftenreihen systematisch aufgelistet und auch die von ihm geförderte Literaturszene wird enzyklopädisch erfasst. Der vorliegende Band dient daher nicht nur als Hommage an Otto Breicha, sondern auch als wertvolles Nachschlagewerk und skizziert in einem komprimierten Überblick die Entwicklung von Kunst, Literatur und Medien in Österreich seit den 1970er-Jahren.
(Semirah Heilingsetzer)
[artedition · Verlag Bibliothek der Provinz] \
[Semirah Heilingsetzer (Hg.) |
Mit Beiträgen von Peter Baum, Angelica Bäumer, Brigitte Borchhardt-Birbaumer, Ursula Ebel, Berthold Ecker, Hans Haider, Semirah Heilingsetzer, Wolfgang Herzig, Gerhard Hubmann, Julian Kolleritsch, Toni Kurz, Karin Mack, Gerald Piffl, Peter Pongratz, Gerhard Rühm, Margit Zuckriegl |
Mit Wiederabdrucken von Otto Breicha, Günter Brus, Klaus Hoffer, Elfriede Jelinek, Alfred Kolleritsch, Florentina Pakosta, Gerhard Roth, Wendelin Schmidt-Dengler |
Mit einem Vorwort von Harald Krejci]
Rezensionen
Hedwig Kainberger: Ein Salzburger Direktor hat Maßstäbe gesetztDer unermüdlich neugierige Tausendsassa und unprätentiöse Kunsterkunder Otto Breicha war ein Glück für Salzburg.
Man soll nicht allein dankbar sein, wenn man auf einen grandiosen Menschen zurückblickt. Vielmehr sollte man das Erinnern zum Anlass nehmen, sein Vorbild wachzuhalten und seine Ideen aufzugreifen. So ein Anlass ist heute Abend: An diesem 26. Juni wird im Museum der Modeme Salzburg an dessen Gründungsdirektor Otto Breicha erinnert, indem ein dickes Erinnerungsbuch vorgestellt wird – mit Texten von und über den Galerie- und Museumsdirektor, Publizisten, Fotografen und Kurator. Insbesondere war Otto Breicha Gründungsdirektor des Museums der Modeme Salzburg, das 1980 im dafür umgebauten Rupertinum seinen Anfang genommen hat.
Otto Breicha sei „eine Schlüsselfigur der österreichischen Kunstszene“ – vor allem in Wien, Graz und Salzburg – gewesen, konstatiert die Herausgeberin Semirah Heilingsetzer. Und die Salzburger Kunsthistorikerin Margit Zuckriegl, die seit den Anfängen im Rupertinum mit Otto Breicha gearbeitet hat und mit ihrem Berufsverständnis als anspruchsvolle und stets unmittelbar mit Künstlerinnen und Künstlern arbeitende Kuratorin in seine Fußstapfen getreten ist, gibt einen vorzüglichen Überblick über dessen Talente, Interessen und Erfolge.
Diese waren typischerweise abseits von Massengeschmack und Markttauglichkeit zu finden: Er selbst habe die Kunstwelt „pointiert bis bissig treffend“ beschrieben, erläutert Margit Zuckriegl und belegt dies mit seinem Zitat, wonach die Kunstszene sich darin erschöpfe, „Geringfügiges hochzuloben, aber am Wesentlichen vorbeizuhudeln“. Er selbst hingegen habe für seine Publikationen ausführlich in Archiven und Sammlungen recherchiert und mit Zeitzeugen und Künstlern gesprochen, er habe sein Interesse an neuer Kunst stets mit den Traditionen der Kunstgeschichte in Bezug gesetzt und „nach dem Neuen im Alten“ gesucht. In Ausstellungen wie Texten habe er nicht das eine oder andere Werk schlüssig zu erklären versucht, sondern Anregungen zum Sehen gegeben, Interesse geweckt oder Neugier ausgelöst, schreibt Margit Zuckriegl. Sie erinnert daran, dass Otto Breicha als erster Museumsdirektor in Österreich einen Dienstposten für eine Museumspädagogin im Salzburger Rupertinum eingerichtet habe.
Vor allem hebt sie Otto Breichas Gründungskonzept für das Salzburger Museum der Modeme hervor, das – obgleich selten bedacht – heute noch tragfähig ist, und zwar auch nach der Erweiterung um den 2004 eröffneten Neubau auf dem Mönchsberg. Und die Sammlung, die Otto Breicha – basierend auf dem vom Galeristen Friedrich Weiz geschenkten Grundstock – „in unermüdlichem Eifer für Salzburg zusammengetragen hat, hat noch allen seinen Nachfolgern zur Ehre gereicht“, erläutert Margit Zuckriegl.
Als die drei Kernpunkte des Gründungskonzepts nennt sie erstens die „Modeme Galerie“, also ein Haus für zeitgenössische Kunst; dieser Begriff der Modeme schließe allerdings auch die klassische Modeme und die Kunst um 1900 mit ein, stellt Margit Zuckriegl klar.
Zweitens habe Otto Breicha für Salzburg eine fantastische grafische Sammlung aufgebaut, inklusive der „großen druckgrafischen Mappenwerke der klassischen Modeme“. Und drittens habe er die „Österreichische Fotogalerie“ in Salzburg ins Leben gerufen, ein Tandem von Bundes- und Landessammlung. Noch dazu: Otto Breicha, der früh die Fotografie als Kunst anerkannt habe, habe als Erster in Österreich „wegweisende Fotoausstellungen“ realisiert.
(Hedwig Kainberger, Rezension in den Salzburger Nachrichten vom 26. Juni 2025)
https://www.sn.at/kultur/bildende-kunst/otto-breicha-ein-salzburger-direktor-massstaebe-180459523
Gregor Auenhammer: Denkmalpflege
Seltenheitswert bezeugt das Faktum, wenn jemand Jahrzehnte nach seinem Ableben derart geehrt wird. Er war einer der prägenden Personen des Kulturlebens der Nachkriegszeit; Wegbereiter, Förderer, Galerist, Künstler, Kurator, Publizist, Fotograf, Museumsdirektor, Museumserfinder, Kritiker, Journalist, Autor und vieles mehr. Posthum wird nun Otto Breicha (1932–2003) in Form einer opulenten Anthologie ein Denkmal gesetzt. Kunsthistorikerin Semirah Heilingsetzer exhumierte allerlei Vergrabenes, Verborgenes, Vergessenes, Biografisches und fügte all das in ihrer Monografie wie ein Mosaik zusammen. Stein für Stein; Texte, Fragmente, Fotos, Dokumente. Otto Breicha, in Wien geboren, war jahrzehntelang als bedeutender Wegbereiter der bildenden Kunst und als Förderer der Literatur in weiten Teilen Österreichs präsent. Er leitete die Galerie Würthle in Wien, das Kulturhaus in Graz, in Salzburg gründete er das Rupertinum, das unter seiner Führung als namhafter Ort für Fotografie bekannt wurde. Für die nun vorliegende Publikation ist es gelungen, Wegbegleiter, Mitarbeiterinnen, Gefährten zu Wortspenden zu bewegen. Texte von Günter Brus, Elfriede Jelinek, Alfred Kolleritsch, Florentina Pakosta, Gerhard Roth, Wendelin Schmidt-Dengler, Peter Baum, Angelica Bäumer, Ursula Ebel, Berthold Ecker, Hans Haider, Wolfgang Herzig, Gerhard Hubmann, Peter Pongratz, Gerhard Rühm, Margit Zuckriegl et alii vergegenwärtigen Aspekte eines wichtigen Wegbereiters der Avantgarde nach 1945 in Österreich. Der Band ist mehr als nur eine Hommage an Breicha, er ist auch Nachschlagewerk, Zeitdokument und skizziert komprimiert die Entwicklung von Kunst, Literatur und Medien der Zweiten Republik.
(Gregor Auenhammer, Rezension im Standard-Feuilleton „Album“ vom 19. Juli 2025, S. A 6)
Weitere Bücher des Autor*s im Verlag:
Avantgardegalerien der 1970er-Jahre in Wien unter der Leitung von Kurt Kalb und Peter Allmayer-Beck
Drago Julius Prelog – A Painted Biography 1959–2019
Drago Julius Prelog – Eine gemalte Biographie 1959–2019
Kristian Sotriffer – Kunstkritiker, Verleger, Künstler, Fotograf