Franz Strasser
Mein Vater, Franz Strasser, wurde am 15.02.1932 in Freienstein an der Donau geboren. Sein Vater, Franz Strasser Senior, besaß dort eine große Gastronomie und Liegenschaften auf dem Sonntagberg. Die Mutter meines Vaters, Elisabeth Strasser, geborene Brantner, stammte aus Waidhofen an der Ybbs. Ihr Vater hatte dort eine große Baufirma.
Durch ein zerstörerisches Hochwasser in Freienstein mit Überflutung der Gastronomie war die Familie gezwungen, diesen Ort zu verlassen und fand ihr neues Zuhause auf dem Sonntagberg, bei der Familie seines Vaters. Dieser hatte einen großen Gutshof, wo sich mein Vater schnell wohl fühlte. Doch nachdem er sein zweites Lebensjahr vollendet hatte, ließen sich seine Eltern scheiden, und seine Mutter zog mit ihm zurück in ihr Elternhaus, nach Waidhofen an der Ybbs. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, besuchte die Mutter meines Vaters eine Freundin in Düsseldorf, Deutschland, und lernte dort ihren zweiten Ehemann kennen. Unmittelbar, bevor sie ihren Sohn zu sich holen wollte, begann der Zweite Weltkrieg, und so war sie aus Sicherheitsgründen gezwungen, Franz bei ihren Eltern in Waidhofen zu lassen. Daher verbrachte mein Vater seine ganze Kindheit bei seinen Großeltern, da sein leiblicher Vater kein Interesse an dem Kind bezeugte. Nachdem mein Vater eine Berufsausbildung als Bäcker und Konditor abgeschlossen hatte, wollte er seine Mutter in Deutschland besuchen, verliebte sich dort in meine Mutter, Marianne Strasser, geborene Verhaaren, und die beiden heirateten 1958 in Essen. Im Jahr 1959 wurde mein Bruder Andreas geboren und 1961 ich.
Nach einiger Zeit bot sich meinem Vater die Möglichkeit, umzuschulen und den Beruf des Polizeibeamten zu erlernen. Dazu nahm er die deutsche Staatsangehörigkeit an und diese Entscheidung sollte er nie bereuen. Er war stets mit Leib und Seele Polizist, und nachdem er in Österreich durch widrige Umstände das ihm zustehendes Erbe auf dem Sonntagberg nicht bekam, war es für ihn ein großer Halt, in Essen bereits Wurzeln geschlagen zu haben. Die Beziehung zu seiner Mutter lebte wieder auf, und Essen wurde für meinen Vater zur geliebten Heimat. Unsere Urlaube verbrachten wir jedoch stets in Waidhofen. Es war ihm aus emotionalen Gründen nicht mehr möglich, den Sonntagberg aufzusuchen, aber seine Liebe zu Waidhofen konnte man ihm bis zum Tod nicht nehmen. Am Sonntag, dem 13.11.1994, an meinem 33. Geburtstag, verstarb mein Vater im Alter von 62 Jahren. Der Tod meines Vaters war für uns alle ein schwerer Schlag, doch durch alles, was wir gemeinsam mit ihm erleben durften, und durch seine liebevoll geschriebenen und erzählten Geschichten aus seiner Kinder- und Jugendzeit wird er uns immer positiv in Erinnerung bleiben.
(Christa Maria Fechner)