
Isolde Fehringer
https://ergotherapieamfluss.at/Isolde Österreicher (vormals Fehringer) begleitet Kinder in ihrer Praxis Ergotherapie am Fluss (Niederösterreich).
Isolde, ist mit diesem Werk die Buchreihe zur Sensorischen Integration vollendet?
Ja, denn wir wollten uns jenen drei Schwächen in der Reizverarbeitung widmen, die bei Kindern am häufigsten vorkommen. Es gibt noch weitere und meistens steht keine dieser Schwächen für sich allein.
Womit haben Kinder wie Leo zu kämpfen?
Kinder wie Leo haben Angst vor Bewegung. Da Bewegung mit Haltungsstabilität und dem Gleichgewichtssystem zu tun hat, können hier die Ursachen liegen. Das Gehirn hat dann Schwierigkeiten mit drehenden, linearen und/oder beschleunigenden Reizen. Das Kind braucht diese Fähigkeit aber, um im richtigen Moment mit einer angepassten Reaktion zu antworten. Konkret: sich beim Hinfallen abstützen oder drehende Reize für eine gewisse Zeit aushalten können.
Wie macht sich das im Alltag bemerkbar?
Bereits als Kleinkinder sind sie eher passiv und zeigen wenig Bewegungsvielfalt. Daher werden sie als ängstlich oder vermeidend wahrgenommen. Beim Windelwechseln haben sie Stress, da sie rückwärts im Raum hingelegt werden und nicht sehen, wohin sie bewegt werden. In Fahrzeugen wird ihnen übel, wenn sie gegen die Fahrtrichtung sitzen oder liegen. Sie kommen spät ins Gehen, da sie die Sicherheit des Bodenkontakts benötigen. Sie schaukeln nicht gern, weil ihnen rasch schwindlig wird. Turnen, Schifahren oder Schwimmen machen ihnen keinen Spaß.
Welche Unterstützung gibst du diesen Kindern?
Wenn nötig verbessere ich die Haltungsstabilität und die Qualität der Bewegung. Dann biete ich dem Kind Gleichgewichtsreize in Verbindung mit tiefensensiblen Reizen an. Ich begleite und ermutige das Kind. Und spiele seinem Können entsprechend mit ihm. Es gewinnt so an Selbstvertrauen und lernt immer mehr Aufgaben, die mit Gleichgewicht zu tun haben.
Für wen habt ihr die Trilogie geschrieben?
In erster Linie für jene Kinder, die sich in den Büchern wiederfinden. Sie sehen: Ich werde erkannt und ernst genommen, wie ich bin. Das ist wichtig! Wir bieten Lösungen an und geben Tipps. Die Bücher sollen Eltern, PädagogInnen und TherapeutInnen in der Eltern-Kind-Beratung unterstützen. Aber letztlich sind die Bücher für uns alle, denn jeder von uns hat sein Päckchen zu tragen.
Foto: © Amélie Chapalain