Jindrich Štreit
http://www.jindrichstreit.cz/en/[Jindřich Štreit]: Geboren am 5. September 1946 in Vsetín in der mährischen Wallachei. Im Jahre 1956 zog er mit seinen Eltern und Geschwistern in die Ausläufer der Jeseníky-Berge (Těchanov). Besuch des Gymnasiums in Rýmařov (1960–63) und der Pädagogischen Fakultät der Palacký-Universität in Olomouc, Fach: Kunsterziehung (1963–67). Verheiratet seit 1971 mit Agnes, eine Tochter Monika.
Nach dem Studienabschluß begann er an der neunklassigen Grundschule in Rýmařov zu unterrichten, im darauf folgenden Jahr wurde er Schuldirektor in Sovinec und danach in Jiříkov. Neben seiner pädagogischen und photographischen widmete ersieh gemeinnütziger Tätigkeit. Seit 1974 führt er die Galerie in Sovinec. Seit 1981 enge Zusammenarbeit mit Künstlern in Prag, Brüh, Preßburg und anderen Kulturzentren in der Tschechischen Republik und im Ausland.
Im Jahre 1982 beteiligte er sich als einziger Photograph an der nicht genehmigten Ausstellung der inoffiziell bildenden Künstler auf den Tennisplätzen in Prag, wo seine Aufnahmen die Aufmerksamkeit der Geheimpolizei weckten. Er wurde verhaftet und zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 10 Monaten verurteilt. Als Begründung dienten zwei Paragraphen des Gesetzbuches (Beleidigung der Republik und des Staatsoberhauptes) und als Grundlage die Interpretation der ausgestellten, jedoch nie publizierten Aufnahmen. Bestandteil der Strafe war die Beschlagnahme eines Teils der Negative und Positive sowie des Photoapparates (das Werkzeug zur Verübung von Straftaten). Es wurde Jindřich Štreit untersagt das Photographieren fortzusetzen und er war deshalb fortgesetzter Verfolgung ausgesetzt. In der Geschichte der Photographie stellt dies wohl einen einzigartigen Vorfall dar.
Nach der Entlassung aus der Haft folgt das Unterrichtsverbot. Zunächst arbeitete er ein Jahr in einer Bibliothek und danach fand er eine Beschäftigung in der Dispatching-Abteilung des landwirtschaftlichen Staatsgutes Ryžoviště. Seine Hinwindung zur Kulturarbeit und Photographie wurde noch intensiver.
Nach dem Umsturz im November 1989 hat sich Štreits Situation geändert. In den Jahren 1990–1993 ist er Angestellter des Bezirksamtes und dann des Museums in Bruntäl. Seit 1994 Selbständiger Photograph. Er unterrichtet Dokumentarphotographie an der Filmakademie der musischen Künste in Prag und an der Schlesischen Universität in Opava (Troppau).
Der erste Impuls zum Photographieren kam von seinem Vater. Im Jahre 1964, während des Studiums, hat auch Prof. Jan Bukovjan ihn dazu angeregt. Štreit nahm Teil an Ausstellungen der Fakultät und beendete sein Studium mit seiner ersten selbstständigen Photoausstellung (1967). Seit dem Jahre 1972 widmet er sich konzeptionell der Darstellung des Dorflebens. Er konzentrierte sich auf Porträts und auf Roma-Themen. In den Jahren 1974–1977 absolvierte er die Schule der künstlerischen Photographie und seine Abschlußarbeit war eine Photoserie aus den Kulissenräumen eines Theaters. Danach kehrte er endgültig zur Dokumentation des Lebens in Sovinec und den benachbarten Dörfern zurück.
[Biographie Stand 1995]