Kurt Absolon
https://www.absolon.at/Österr. Maler und Grafiker, 1925–1958
1925: Kurt Max Absolon wird am 28. Februar in Wien geboren. Der Vater Vinzenz Humbert Absolon (17.6.1882 Wien – 11.4.1938 Wien) arbeitet als Beamter. Die Mutter Hermine (geb. 16.7.1893 Wien), geborene Waßinger ist Hausfrau. Absolon wächst mit drei Schwestern (Gertrude, Rita, Trude) und seinem älteren Bruder Herbert Vinzenz (2.9.1912 Wien – 19.12.1998 Wien) auf. Die Familie wohnt in der Tivoligasse 30/12, 1120 Wien. Absolon besucht vier Jahre die Volksschule und im Anschluss acht Jahre die Oberschule.
1943–1945: Nach der Matura wird Absolon für zwei Jahre ins Militär einberufen, wo er an der italienischen Front als Fahnenjunker-Unteroffizier dient. Am 22.8.1944 ist Absolon als Angehöriger der Einheit 9. Kompanie, Grenadier-Regiment 132, erfasst. Im April 1945 wird er als Unteroffizier der Einheit „Grenadier-Ersatz-Bataillon Hoch- und Deutsch-Meister“ in der linken Gesichtshälfte von einem Granatsplitter getroffen und nach 63 Tagen wieder aus dem Lazarett in Berchtesgaden entlassen.
1945–1949: Vom Wintersemester 1945/46 bis zum Sommersemester 1949 besucht Absolon die Allgemeine Malerschule bei Robin Christian Andersen. Besuch des Abendakts von Herbert Boeckl. Als Student erhält er ein jährliches Stipendium der Stadt Wien in Höhe von 600 Schilling, im Wintersemester 1948/49 eine Studienbeihilfe der Stadt Wien in Höhe von 300 Schilling.
1947: Im Sommer nimmt Absolon am Salzburg Global Seminar auf Schloss Leopoldskron teil, einem von der Harvard University organisierten mehrwöchigen Kurs für Wissenschaftler und Künstler, wo Absolon Curt Wiespointner kennen lernt. Unter den Teilnehmern sind auch Kurt Moldovan, Wander Bertoni und Leopold Rosenmayr. Während der Sommerferien arbeitet Absolon für 3 Wochen als Hilfskraft in der Gärtnerei Alois Fischer in der Wildpretstraße 374 im 11. Wiener Gemeindebezirk.
1950: Mitglied der informellen Gruppe 50 rund um den Kreis des Schriftstellers Hans Weigel im Café Raimund in der Museumstraße 6 im 1. Wiener Gemeindebezirk. Illustrationen für die Marmorklippen des deutschen Schriftstellers Ernst Jünger, die dieser aber ablehnte, weil er sich Zeichnungen von Alfred Kubin erhoffte.
1951: Illustrationen für Hans Weigels Stimmen der Gegenwart 1951 und Unvollendete Symphonie sowie Walter Tomans Die eigenwillige Kamera im Rahmen von Weigels herausgegebener Reihe Junge österreichische Autoren. Illustration für Herbert Eisenreichs Erzählung Der Dampfer. Es entstehen die Zyklen Jardin du Mal und Aphorismen sowie Zeichnungen zu Pierrot, Kain, Hiob und Don Quixote.
1951–1955: Zur Existenzsicherung arbeitet Absolon als Hilfsarbeiter beim Wiederaufbau des Wiener Westbahnhofs, bei der Unilever AG, bei der Tischlerei Nowaks Witwe, beim Verlag Hanke & Csöngei sowie als Bote bei der Photochemigraphischen Kunstanstalt Patzelt & Co. Er schließt Bekanntschaft mit dem Sammlerpaar Veronika und Hans Strotzka.
1952: Vom 15. bis 23. April Aufenthalt in Bad Gleichenberg in der Steiermark. Von Mai bis Juni erste Ausstellung gemeinsam mit Claus Pack im Wiener Konzerthaus. Am 30. Mai Heirat mit Adele Johanna Kitzweger (15.1.1924 Wien – 25.11.1968 Wien). Am 10. Juli 1952 Umzug in ein Wohnatelier in der Steinbauergasse 36/20/15 im 12. Wiener Gemeindebezirk. Das Ehepaar lebt hauptsächlich vom Verdienst der Frau, die als Buchhalterin im Stahlbauunternehmen Waagner-Biro arbeitet. Landschaftszeichnungen anlässlich wiederholter Aufenthalte in St. Ulrich am Pillersee in Tirol. Es entstehen die Zyklen Aphorismen und Le Coeur Volé, letzterer nach dem Gedicht von Arthur Rimbaud.
1953: Veröffentlichung seines kunsttheoretischen Aufsatzes Originalität, Radikalität, Individualität. Am 11. Juli 1952 wird Absolon zum Mitglied des Art Club gewählt. Die Mitgliedschaft nimmt er aber nicht an, was er dem Sekretär des Art Clubs am 12. Jänner 1953 in einer Karte mitteilt. Am 29. April wird er zur Teilnahme einer Grafikausstellung des Art Club in der Galerie Elenbaas in Rotterdam eingeladen, an der erebenfalls nicht teilnimmt. Auf Anregung von Kurt Moldovan bewirbt er sich um ein Stipendium für einen Aufenthalt in Frankreich. Reise nach Feldkirch. 1953–54 Wiederaufnahme des Abendakts bei Herbert Boeckl an der Akademie der bildenden Künste Wien. Es entstehen die Zyklen Ecce Homo, Schatten und Zwischenraum.
1954: Im Sommer gewinnt Absolon mit seiner Tuschzeichnung Stillleben mit Fischen den 3. Österreichischen Graphik-Wettbewerb im Tiroler Kunstpavillon in Innsbruck. Das Preisgeld von 8.000 Schilling des Bundesministeriums für Bildung teilt sich Absolon mit dem zweiten Gewinner, dem Maler Walter Eckert. Es entsteht der Zyklus Der alte Mann und das Meer nach der Novelle des amerikanischen Schriftstellers Ernest Hemingway.
1955: Am 23. April wird Absolon der Theodor-Körner-Stiftungspreis im Bereich Bildende Kunst und Kunstfotografie im Festsaal der Akademie der Wissenschaften verliehen. Von Juli bis August nimmt er an der Ausstellung Meistergraphik in Österreich im Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis in Bregenz teil. Von August bis September hält Absolon sich in Alpbach in Tirol auf, wo er am Europäischen Forum Alpbach teilnimmt. Im Oktober erfolgt der Ankauf eines Stillebens in Aquarell durch das Kulturamt der Stadt Wien. Zeichnungen von Wiener Stadtansichten. Im Wintersemester 1955/56 nimmt Absolon als Gasthörer im Kurs für Wandmalerei von Erich Huber teil, der im Rahmen der Klasse von Albert Paris Gütersloh an der Wiener Akademie gehalten wird.
1956: Ausführung des Sgraffitos Raben an der Hausfassade Troststraße 18 im 10. Wiener Gemeindebezirk. Landschaftszeichnungen anlässlich eines Aufenthalts in Tirol. Angeregt durch den Volksaufstand in Ungarn fertigt Absolon einen Zyklus an. Illustrationen zu Martin Bubers Chassidischen Erzählungen entstehen. Am 8. Oktober erhält er den Förderungspreis der Stadt Wien in Höhe von 3.000 Schilling. Im Wintersemester 1956/57 besucht Absolon als Gaststudent die Meisterklasse für Druckverfahren bei Franz Herberth an der Akademie für angewandte Kunst in Wien (heute Universität für angewandte Kunst Wien). Von November bis Dezember nimmt er an einer Gruppenausstellung mit Wolfgang Baminger im Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien teil. Im Dezember erfolgt der Ankauf von drei Zeichnungen durch das Kulturamt der Stadt Wien.
1957: Veröffentlichung seines kunsttheoretischen Aufsatzes Über den Avantgardismus. Es entstehen Zeichnungen der schwangeren Ehefrau. Am 19. März Geburt der Tochter Iris Maria. Vom 17. bis 21. April nimmt Absolon auf Initiative von Otto Mauer an der Tagung Die Apsis im Kirchenbau auf Burg Rothenfels am Main teil. Unter den Teilnehmern sind auch Anton Lehmden, Josef Mikl, Josef Pillhofer, Markus Prachensky und Arnulf Rainer. Beim 6. Österreichischen Graphik-Wettbewerb im Tiroler Kunstpavillon in Innsbruck erhält Absolon den Preis des Instituts zur Förderung der Künste in Österreich von 2.000 Schilling. Entwurf für den Einband Die schwarzgelbe Hyäne von Betty Paoli. Glasfensterentwürfe für die Pfarre Neuerdberg Don Bosco in der Hagenmüllergasse 33 im 3. Wiener Gemeindebezirk, von denen ein Fenster posthum ausgeführt wird. Reise nach Paris und Arles als Stipendiat des Instituts zur Förderung der Künste in Wien. Es entstehen Stadtansichten und Darstellungen von Stierkämpfen, ein Bibelzyklus sowie Illustrationen für die 1960 erschienene Publikation Carnuntum. Geist und Fleisch von Herbert Eisenreich. Im November findet die einzige zu Lebzeiten veranstaltete Einzelausstellung in der Galerie Würthle in Wien statt.
1958: Entwurf für einen Gipsschnitt an der Orgelempore in der Pfarre Maria Lourdes in 12. Wiener Gemeindebezirk, der posthum ausgeführt wird. Am 21. März Auftrag für Zeichnungen zu einem Impressionismus-Film von Kurt Steinwender alias Curt Stenvert. Am 26. April befindet sich Absolon mit seinem Bekannten, dem 45-jährigen Steuerberater Dr. Franz Krutz, auf der Rückfahrt vom Burgenland nach Wien. Gegen Mittag kommt es am nördlichen Ortsausgang in Wulkaprodersdorf zu einem Zusammenstoß mit einem Lkw, der vom 34-jährigen Johann Smaritsch aus Siegendorf gelenkt wird. Durch die Wucht des Aufpralls kommen beide Fahrzeuge erst nach 25 Meter im Straßengraben zum Stehen und werden schwer beschädigt. Absolon wird als Beifahrer aus dem Auto geschleudert und erleidet einen Schädelbasisbruch mit Gehirnaustritt. Obwohl ihm der Kreisarzt Dr. König Erste Hilfe leistet, stirbt Absolon noch an der Unfallstelle. Dr. Franz Krutz und Johann Smaritsch kommen schwer verletzt ins Krankenhaus Eisenstadt. Am 2. Mai wird Absolon in einem Ehrengrab der Stadt Wien am Südwestfriedhof im 12. Wiener Gemeindebezirk beigesetzt (Gruppe 34, Reihe 10, Nummer 40). Am 16. Mai legt Adele Absolon ein Verzeichnis der Werke ihres Mannes an. Die mit rotem Farbstift vorgenommene Nummerierung der Blätter 1 bis 708 stammt von ihr, ebenso die Titel der Blätter. Das Verzeichnis beinhaltet ausschließlich Werke, die in den privaten Mappen vorgefunden wurden, darunter Spitzenleistungen der österreichischen Grafik. Werke, die zwischen 1950 und 1958 verkauft oder verschenkt wurden, blieben mit Ausnahme des Zyklus Le Coeur Volé unberücksichtigt. Nach dem frühen Tod von Adele Absolon 1968 fand man in ihrer Wohnung noch weitere Blätter. Diese wurden von Curt Wiespointner in den frühen 1990ern mit den Nummern 709 bis 740 und einigen Subnummern nachträglich in den Nachlass aufgenommen.
1962: Posthum werden vier Zeichnungen von Absolon in der von Milo Dor herausgegebenen Publikation Die Verbannten. Eine Anthologie publiziert.
1963: In der von Hertha Kräftner und Otto Breicha publizierten Schrift Warum hier? Warum heute? Gedichte, Skizzen, Tagebücher erscheinen zwanzig Zeichnungen von Absolon.
1966: In der von Otto Breicha herausgegebenen Jahresschrift Protokolle 66 ist Absolon mit fünf Zeichnungen vertreten.
1967: Von April bis Juni findet in der Albertina mit 185 Papierarbeiten die erste Retrospektive zu Ehren von Absolon statt. Von Juli bis September Beteiligung an der 2. Internationale der Zeichnung auf der Mathildenhöhe in Darmstadt.
1968: Im Sommer findet eine Ausstellung im Tiroler Kunstpavillon in Innsbruck statt, wo aus dem Nachlass von Absolon 40 Zeichnungen präsentiert werden, darunter vier Aquarelle. Mit 44 Jahren stirbt Adele Absolon nach längerer Krankheit. Sie wird neben ihrem Mann am Südwestfriedhof im 12. Wiener Gemeindebezirk bestattet. Da die Tochter Iris Maria zu diesem Zeitpunkt noch minderjährig ist, kommen seine Werke in die Obhut von Curt Wiespointner, einem engen Freund des verstorbenen Künstlers.
1969: Teilnahme an der Ausstellung Österreichische Aktzeichnungen von Klimt bis heute in der Wiener Secession.
1973: Im Rahmen des Steirischen Herbstes findet eine Wanderausstellung zu Absolon in Graz, Eisenstadt, Bregenz, Wien, Innsbruck und Klagenfurt statt.
1977: Zu Ehren des Künstlers entsteht der Kurt-Absolon-Weg im 22. Wiener Gemeindebezirk.
1989–1990: Otto Breicha publiziert die Monografie Kurt Absolon 1925–1958. Der Zeichner mit der Grasharfe. Parallel finden im Historischen Museum der Stadt Wien (heute Wien Museum) und im Kulturhaus Graz Retrospektiven zu Ehren von Absolon statt.
1991: Retrospektive im Museum der Moderne Rupertinum in Salzburg.
2014: In der Kategorie Vergessen, Vertrieben wird die Präsentation der Galerie Maier über Kurt Absolon mit dem Art Austria Award ausgezeichnet.
2019: Ausstellung von Tuschzeichnungen, Aquarellen und Ölbildern in der Galerie Maier in Innsbruck.
2021: Auf Initiative der Sammlung Hainz und des Nachlasses des Künstlers entsteht das erste Werkverzeichnis mit Monografie.
Foto: © Sammlung Hainz, Wien
Siehe auch Eintrag zu Kurt Absolon bei Wikipedia: (☞).