Hans Fronius zu Franz Kafka
Bildwerke von 1926 bis 1988
Hans Fronius, Peter Assmann , Franz Kafka , Johann Lachinger
ISBN: 978-3-85252-143-5
31,5×23,5 cm, 328 Seiten, zahlr. Abb., Hardcover
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Kurzbeschreibung
„… Soweit ich seine Wirkung auf mich beschreiben kann: Zuerst wirkte auf mich immer die unmittelbare Faszination durch das Kunstwerk, die Gewalt dieser realistischen Phantastik, die Wucht und die Traumtiefe der Bilder, alles vorgetragen in dieser einzigartig klaren Prosa. Dahinter steht der Mensch, der mit unerbittlichem Ernst seine Existenz, die des Menschen sieht, der die Ereignisse der Epoche voraussieht, steht das hellwache Gewissen, das religiöse Suchen. Es ist unfaßbar, wie sich die Schwäche dieses einsamen, kranken Menschen, der in einer schwindelnden Leere steht, zu einer ungeheuren Kraft verwandelt. Diese Schöpferkraft überwindet alles literarische und die Zeitkrankheit des ewigen Analysierens und es ist wohl das Verkehrteste, was in zahllosen Abhandlungen geschieht, dieses Werk, das von Kafka Geschaute zu zerreden, die Bilder zu analysieren, zu deuten, in Literatur zu verwandeln und das Religiöse überhaupt nicht zu spüren. Ich habe mich nie mit dieser Traumdeuterei abgegeben, und ich glaube es genügt, wenn man sich bei Kafka dem Grundgefühl der Geschichten anvertraut und die Bedeutung der Bilder erahnt.“
(Hans Fronius zu Franz Kafka)
Kein anderer bildender Künstler, nicht nur Österreichs, hat sich so intensiv mit dem literarischen Werk von Franz Kafka auseinandergesetzt wie Hans Fronius. Über mehr als sechs Jahrzehnte hindurch – also fast die gesamte künstlerische Schaffenszeit – gestaltet Hans Fronius immer wieder in schubweiser Konzentration vor allem graphische Werkreihen zu den Texten Franz Kafkas. Es entsteht so ein Werkkomplex, der mehrere hundert graphische Blätter in den verschiedensten Techniken, aber auch einige Ölgemälde, umfaßt. Obwohl natürlich einzelne Texte von Franz Kafka, etwa „Amerika“ oder „Das Schloß“ die spezielle Aufmerksamkeit von Hans Fronius auf sich gezogen haben, ist doch in besonderer Weise hervorzuheben, da der Künstler Bildwerke zu allen literarischen Werken Franz Kafkas geschaffen hat.
Die vorliegende Buchpublikation strebt in diesem Sinne auch nach Vollständigkeit und möchte im Sinne eines Werkverzeichnisses die gesamte Komplexität dieser künstlerischen Begegnung zwischen Hans Fronius und Franz Kafka dokumentieren. […]
(Johann Lachinger, Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich & Peter Assmann, oö. Landesgalerie im Vorwort)
[Diese Publikation erscheint anläßlich der Ausstellung „Hans Fronius zu Franz Kafka – Bildwerke von 1926 bis 1988“ in Prag (Burg, Februar/März 1997), in Krumau (Egon-Schiele-Zentrum, Mai/Juni/Juli 1997), in Linz (Galerie im Stifterhaus, Oktober/November 1997), in Marburg (Universitätsmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte, März/April 1999). |
Hrsg.: Peter Assmann, Johann Lachinger |
Textbeiträge von Jürgen Born, Andreas Geyer, Wolfgang Hilger, Peter Assmann, Otto Mauer]
Rezensionen
Gregor Auenhammer: Verwerfungen der SeeleAm Anfang war das Wort; am Ende der Tod. Kafkaesk verläuft bisweilen die Suche nach der Seele. Am 3. Juni jährte sich zum 100. Mal der Todestag Franz Kafkas, eines der großen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, dessen Œuvre von der Conditio humana geprägt ist wie wenige davor. Sein Werk, das von surrealen Elementen, psychologischer Tiefe und existenzieller Thematik bestimmt ist, hat nicht nur die Welt der Literatur nachhaltig beeinflusst, sondern auch das Verständnis der menschlichen Seele bereichert. Kafka inspiriert heute immer noch zahlreiche Schriftsteller, Künstlerinnen, Philosophen weltweit. Unterschiedliche Aspekte seines Lebens sind naturgemäß in seinen Texten selbst nachzulesen, aber interessant ist auch manch Auseinandersetzung anderer Künstler damit. Spannungsgeladen beleuchtet Hans Fronius den Kosmos der Seele, der Sprache, von Leben und Tod. Seine über Jahrzehnte hinweg entstandenen Grafiken dekuvrieren Geheimnisse, illustrieren Seelenzustände, Ängste, Physisches und Metaphysisches. Kafkas literarischer Metapher der menschlichen Gesellschaft als Mäuse näherte sich Michaela Weiss. „Vielleicht werden wir also gar nicht sehr viel entbehren, Josefine aber, erlöst von der irdischen Plage, die aber ihrer Meinung nach Auserwählten bereitet ist, wird (…) in gesteigerter Erlösung vergessen sein wie alle ihre Brüder.“ heißt es am Ende der Parabel Josefine, die Sängerin. Bestechend in Brillanz, Präzision und Ausdruckskraft das grafische Werk sowohl bei Weiss als auch bei Fronius. Herausragend aus dem schier endlosen Reigen der zum Jubiläum publizierten Bücher.
(Gregor Auenhammer, Rezension im Standard-Feuilleton ‚Album‘ vom 22. Juni 2024, S. A6)
Weitere Bücher des Autor*s im Verlag:
Erschreckend – wahr
Hans Fronius und Oberösterreich
Hans Fronius – Theaterzeichnungen
Stationen am Weg