St. Sushi
[Ein steirisches Kochbuch zum Studium des Rollens und Einwickelns]
Norbert Rusz, Gerhard Kuebel
ISBN: 978-385252-844-1
21 x 13 cm, [194] S., zahlr. Ill.; Text dt. u. japan.
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Kurzbeschreibung
Kuebel ; Rusz. [Hrsg. von: Norbert Rusz und Gerhard Kuebel (NRGK). Text, Ill. und Fotogr.: NRGK. Sushi-Fotogr.: Tom Kunz. Japan. Übers.: Anna Steinbauer und Yukio Takahashi]
Dieses Kochbuch beschäftigt sich daher mit den Grundlagen der menschlichen Existenz. Es handelt vom Entwickeln und dem/n Eingewickelten, dem Herstellen von Hüllen und dem Applizieren von Füllen. Es wendet sich an kulinarisch veranlagte Menschen, die an den Hintergründen ihres Tuns interessiert sind.
Rezensionen
Wilhelm Hengstler: Sankta Sushisitas!Sehr geehrter Hochwürden! In einem Buch, das ich kritisieren soll – „St. Sushi" von Kuebel/ Rusz […] – lese ich von einem irischen Mönch, Pat O'Monohan, vulgo Frater Innocenz, der 1292 das Stift St. Lambrecht besucht haben soll. Vermutlich eine Fiktion, aber ich möchte sicher gehen. Recherchen im Internet waren ohne Ergebnis. Können Sie meinen Zweifel bestätigen bzw. ausräumen? Mit aufrichtigem Dank, Ihr Wilhelm Hengstler. Die an gastmeister@stift-stlambrecht.at gerichtete Anfrage zeigte 4 vier Tage später folgende Reaktion: Sehr geehrter Herr Hengstler! Ein Besuch von „Frater Innozenz“ anno 1292 ist aus den hiesigen Quellen natürlich nicht ersichtlich; Sie dürften mit Ihrer Fiktionsthese wohl richtig liegen. Mit herzlichem Gruß P. Benedikt Plank PS.: Wie lautet die ISBN des Buches?
Aus dem Glossarium des gleichnamigen Buches geht hervor, dass mit „St.“ keineswegs die übliche Abkürzung für „Sankt“, sondern „steirisch“ gemeint ist. Möglicherweise strebt das Autorenduo – Einflüsse von R. P. Gruber und Herms Fritz sind denkbar – eine Gleichsetzung von „steirisch“ mit „sankt“ an. Indiz für diese Theorie ist der gleich einem Gebetsbuch schwer in der Hand liegende, schwarze Einband mit dem silbern eingeprägten „St. Sushhsi“. Das Öffnen des Buches lässt den geschätzten Leser allerdings eine Muslimin assoziieren, unter deren schwarzem Tschador, wenn er sich denn einmal öffnet, dem überwältitgen Leser kostbare, die Sinne verwirrenden Dessous entgegen leuchten. Eine Überfülle an grafischen Einfällen und Techniken, Handgezeichnetem und Computergeniertem, Buntem und Schwarzweißem machen „St. Sushi“ zu einem Handbuch gestalterischer Möglichkeiten von geradezu lexikalischem Ausmaß. Was je einem Grafiker, der an sich möglicherweise nicht allzu viel zu sagen hat, eingefallen ist, – in diesem Kleinod der Buchkunst findet es sich. Was mit „steirisch“ (st.) gemeint ist, wird leider im bereits erwähnten Glossarium von „St. Sushi“ nicht näher angegeben.
Mittlerweile ist auch das Namen gebende Sushsi, dieses hauptsächlich aus erkaltetem, rohem Fisch oder Seetang bestehende Gericht, in der St. zu einer weit verbreiteten, beliebten Speise geworden. Seit gesundheitspolizeiliche Untersuchungen ergeben haben, dass nur rund 83 Prozent der Suhsi-Produkte unbedenkliche Keime aufweisen (Wikipedia), ist das optisch ansprechende Gericht auch hierzulande, in der St. immer beliebter geworden. Tatsächlich wäre die rohe Fisch- bzw. Algenspeise schon längst st. Volksnahrungsmittel, fühlte die an blankes Besteck gewöhnte st. Bevölkerung nicht einen hygienisch begründeten Widerwillen gegen den traditionellen Sushsi-Verzehr mit der bloßen Hand oder mit Stäbchen.
„St. Sushi“ ist auch für Medientheoretiker von außerordentlichem Interesse, führt es doch Marshall McLuhans Theorie vom heißen bzw. kalten Medium ad absurdum. Das brilliant gestaltete, von visuellen Einfällen und Zitaten überbordende Buch „St. Sushi“ repräsentiert, wie schon erwähnt, die ganze, ehrwürdige Geschichte der Gebrauchsgrafik. Die mediale Überfülle müsste an sich zu einem, dem „heißen Medium“ entsprechenden „Low Involvement“ führen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Der schnellen Rezeption stellen die Autoren/Künstler eine visuelle Fülle entgegen, die den Leser/Betrachter ständig zwingt, sich seinen eigenen Pfad durch den Bilderbuch-Dschungel zu hauen. Zudem lauern hinter jeder Seite, die man umblättert, ironische Fallen, von denen die Anspielung auf den Barden „Freng Tsa Pa“ noch eine der harmloseren ist: Reichlich lustvolle Geistesarbeit also, „High Involvement“, kaltes Medium, sehr pädagogisch.
Wir kehren an den Anfang zurück und kommen damit zu einem möglichen Ende. Dem Laienbruder Karl (Carolus) Glawocznik in St. Lambrecht, vormaligern Studenten der Kulturwissenschaften, wurde seiner unerträglichen Gichtanfälle wegen (zu alt für Sushi, zu jung um die Gefahren von Schmalz und Schnaps ernst zu nehmen) erlaubt, aus seinem st. Stammkloster in das klimatisch günstiger gelegene von Montecassino zu gehen. In der im Rahmen seines Theologiestudiums verfassten Dissertation, die den von Thomas von Aquin und anderen, weniger bedeutenden Scholastikern entwickelten Begriff des „actus purus“ für die Gegenwart wieder fruchtbar machen will, weist er nach, dass „St. Sushi“ – rein inhaltlich natürlich, nicht so sehr theologisch – diesem „actus purus“ so nahe, wie menschenmöglich kommt. „St. Sushi“ hat die ISBN-Nummer 978-385252-844-1, bietet viel japanische (Sushi) Schriftzeichen und ist zu allem Überfluss auch ein Kochbuch. Ein treffliches Weihnachtsgeschenk, nicht nur für Theologen.
(Wilhelm Hengstler, Rezension auf dem Website von GrazArchitekturTäglich, 14.11.2008)
http://www.gat.st/news/sankta-sushisitas