
Stragula
Erzählung
Maria Linschinger (Eliskases)
edition linzISBN: 978-3-85252-442-9
17,5×12 cm, 96 Seiten, Hardcover
13,00 €
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Kurzbeschreibung
Stragula (Bodenbelag aus gepresstem Wollfilz und Pappe mit Ölfarbenmuster und Überzuglack) wurde in Notzeiten, als Leinöl und Jute für die Linoleum-Herstellung Mangelware wurden, aus den Grundmaterialien verpresster Wollfilz und Pappe angefertigt. Um den Belag wasserabweisend zu machen, wurde er imprägniert.
Durch das Aufdrucken eines Ölfarbenmusters und mit einem Überzug aus Lack kann man eine Oberflächenschicht erreichen, die mindestens so haltbar ist wie ein auf den Fußboden aufgetragener Anstrich, der zum Schluss lackiert wird.
Solange der Lackanstrich durch entsprechende Pflege erhalten bleibt, ist das Stragula ansehnlich. Tritt man den Lack ab, verschwindet das Druckmuster und die schwarze Filzschicht des Untergrundes erscheint.
Durch unsachgemäße Behandlung konnte die Lackschicht bereits auf der Rolle oder beim Verlegen Sprünge bekommen und brechen, dann saugte der Bodenbelag die Feuchtigkeit auf wie Pappendeckel.
Rezensionen
Eva Riebler-Uebleis: Großvaters letzte DingeAus dem Roman „Winterkind“ kennen wir das autobiographische Leben Maria Linschingers der Nachkriegsjahre in der Kesselgasse in einem kleinen Ort Nordtirols. Hier knüpft die Erzählung über den Großvater Heinrich, der Züge ihres 90-jährigen Vaters aus dem Pustertal trägt, an. Der Großvater heiratete eine Ladinische des Gadertales aus der Familie Eliskases, daher das Pseudonym, das Maria Linschinger bis zu diesem Roman für Publikationen verwendete.
„Stragula“ ist nicht nur der bekannte robuste, trittfeste und gemusterte Bodenbelag der Vor- und Nachkriegszeit, sondern auch Handlungsträger. Sprengstoff, der für Terroranschläge der Widerständler der Kriegszeit gedacht war, wird verpackt in eine Rolle Stragula. Da sein Sohn Leo ihn ins Altersheim abschieben und das Haus verkaufen möchte, will der Großvater sich ins Jenseits befördern. Er lässt sein Leben Revue passieren und fragt sich, ob der Mensch denn eine Seele habe. „Manche fanden ihre Seele im Gebetbuch, andere in der Geldtasche. Und er? Hatte er eine Seele? Er hatte sie nie gesucht. was ihm wertvoll erschien, das waren die Berge im Süden, die Täler, die Almen, die Wälder, das Vieh auf der Weide. Wenn er je eine Seele besessen hatte, dann hatte er sie dort zurückgelassen, als er fort musste. Einen verhinderten Bauern hatte ihn Agnes oft genannt. Und es stimmte. hätte er genug Geld beisammen gehabt, damals….“ S. 66.
Stragula ist außerdem ein Synonym für „allgemeingültig“. Jeder hatte damals diesen Belag, auch mein Großvater, genauso wie er Sprengstoff in kleinen Kisten verwahrte, wozu? Für unbestimmte Ziele mit bestimmtem Effekt! Das Leben Heinrichs hat Allgemeingültigkeit, steht für viele Schicksale. Seine Gedanken tauchen dicht und konkret vor den Augen des Lesers auf, erinnern an die Welt unserer Väter und Großväter. Daher hätte ich gerne den nächsten und übernächsten Generationen die Lektüre empfohlen, weil das Buch uns frisch und lebhaft zeigt, wo wir herkommen und damit auch, wo wir hingehen und was aus uns geworden ist.
Laut Maria Linschinger alias Eliskases soll Literatur helfen, sich zu verwirklichen. Eliskases heißt „außerhalb des Dorfes gelegen“ und wir nehmen mit diesem Buch auch etwas außerhalb unseres Lebenskreises Gelegenes wahr, sei es in der Vergangenheit oder in der Gegenwart.
(Eva Riebler, Rezension für die Webseite der LitGes. Literarische Gesellschaft St. Pölten)
Sabine Eidenberger: Eine Erzählung über das Altwerden, das Altsein, und was in der Vergangenheit war
Der alte Heinrich lebt allein in seinem feuchten Haus. Er braucht zwei Stöcke zum Gehen und das mit dem Wasserlassen klappt auch nicht mehr so wie es soll. Er ist sparsam, einsam und stur. Die auch nicht mehr ganz jungen Kinder wollen helfen, wissen aber nicht so recht wie, so sehr haben sie sich innerlich von ihrem Vater distanziert. Die Nachbarn sind teils besorgt, teils ärgerlich über den wunderlichen Eigenbrötler.
„Stragula“ ist ein Buch voller Erinnerungen zweier Generationen. Auch die Vergangenheit der eigenen Familie arbeitet die Autorin in das dichte Netz aus Gedanken und Handlung ein. Sie schreibt unter Pseudonym, dem Namen ihrer Großmutter, die einer ladinischen Sprachinsel entstammte. „Stragula“ ist eine Alltagsgeschichte, wie sie jedermann kennt, so spannend erzählt, dass man sich darin verliert. Wer erinnert sich nicht an die „Würstln mit Senf und Almdudler nach der Fronleichnamsprozession“? – Eine kurze, aber unglaublich dichte und packende Erzählung!
(Sabine Eidenberger, Rezension für: bn.bibliotheksnachrichten)
https://www.biblio.at/rezonline/ajax.php?action=rezension&medid=14250&rezid=16332