Winterkind
Roman
Maria Linschinger (Eliskases)
ISBN: 978-3-85252-573-0
21×15 cm, 200 Seiten, Hardcover
22,00 €
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Kurzbeschreibung
Mädchen müssen handarbeiten, Buben haben derweilen keinen Unterricht. Darf es derart ungerecht zugehen? Gerechtigkeit lernt man in der Familie, außer der Zufall will, dass man als Einzelkind aufwächst. Man achtet drauf, dass alle von allem gleich viel kriegen. Von der braunen Butter auf der Polenta, den Salatherzen im Sommer und den Nüssen im Herbst. Und auch von den Schlägen mit der Rute, die auf der Kredenz lag. Einmal im Jahr wurde sie, wenn nötig, durch eine neue ersetzt.
Rezensionen
Christina Gastager-Repolust: Detailgenaue KindheitserinnerungenDiese Kindheit kennt satte Bäuche, die Geborgenheit einer Ofenbank und die bevorzugte Behandlung der kleinen Buben im Gegensatz zu ihren Schwestern. So bekam stets der Bruder sein Papperl zuerst, die Mädchen mussten handarbeiten, die Buben haben in dieser Zeit unterrichtsfrei. „Das weiche, süße Mus stillte die Unruhe, machte den Bauch voll und die Lider müde, die Mundhöhle war voller Süße“, so beschreibt die 1946 in Tirol geborene Autorin die nährenden Elemente einer Kindheit, die in festen Traditionen verankert war.
Sie macht die Erinnerungen spürbar, verleiht ihnen einen bestimmten Geruch und Geschmack. Die Sinnlichkeit der Schilderungen zieht die LeserInnen aus der Distanz herein in die Stube, nimmt sie mit in das Klassenzimmer, man leckt sich die Lippen, als hätte man selbst das Mus genossen. Die Autorin beschreibt die Brüche in der Beziehung zur Mutter, die Rivalitäten in der Familie und die Rollenfindung der Ich-Erzählerin: Fremd und reizvoll erschienen ihr beispielsweise die Frauen auf den Zeitschriften, die glänzenden Fotos im Schaukasten vor dem Kino.
Ein sehr empfehlenswerter Roman, der den Vergleich mit der eigenen Kindheit anregt und eine gute Basis für Gespräche in Literaturrunden sein könnte.
(Christina Gastager-Repolust, Rezension für: bn.bibliotheksnachrichten)