
Otto Rudolf Schatz [Dte. Ausg.]
1900–1961
Dietrich Kraft, Matthias Boeckl , Otto Rudolf Schatz
ISBN: 978-3-900000-05-9
28×24 cm, 262 Seiten, zahlr. farb. Abb., Hardcover | [Dte. Ausg.]
38,00 €
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Kurzbeschreibung
Einer Beamtenfamilie entstammend, wurde Otto Rudolf Schatz 1900 in Wien geboren und absolvierte nach Bürgerschule, Realschule und Gymnasium die Kunstgewerbeschule Wien unter Oskar Strnad und Anton von kenner von 1915 bis 1918. Nach seinem Militärdienst von März bis November 1918 besuchte er erneut die Kunstgewerbeschule, fühlte sich aber diesem Haus nach drei Monaten entwachsen. Nach Versuchen in verschiedenen Berufen, u.a. als Lackierer, Anstreicher, Zimmermaler, Schildermaler, Entwurf- und Werkzeichner einer Portalfabrik, arbeitete er als freier Künstler.
Schatz lebte in Österreich und Tschechien eine unorthodoxe und äußerst wechselvolle Malerkarriere, die meist abseits der etablierten Kunstinstitutionen stattfand. Seine häufigen und unvermittelten, überaus behänden Wechsel zwischen allen Aspekten der künstlerischen und menschlichen Existenz, zwischen verschiedenen Malstilen, Genres, Aufenthalten und Lebensstilen, vermitteln das Bild eines Lebenskünstlers, dessen Schaffenshöhepunkte vielleicht auch wegen ihrer Divergenz bislang kaum rezipiert wurden. Dennoch zählen sie zum Besten, das die österreichische Kunstproduktion der Zwischenkriegszeit hervorgebracht hat, und vor allem zu den anschaulichsten Beispielen der damaligen Verflechtung der Kunst- und Lebenspraxis. Kaum ein Œuvre reagiert deutlicher auf die domonierenden Zeit- und Kunstströmungen jener Zeit und kaum ein Œuvre ist daher typischer für sie.
[Hrsg. vom Verein der Freunde und der Wissenschaftlichen Erforschung des Hagenbundes]
Rezensionen
Gregor Auenhammer: [Rezension]Imposant kann das Œuvre des Künstlers Otto Rudolf Schatz (1900–1961) zweifelsfrei bezeichnet werden. Das Werk des Wiener Bonvivants und Workaholics besteht aktuellen Schätzungen zufolge aus 10.000 Arbeiten. Allerdings stellt gerade diese große Zahl die Problematik für Wertschätzung und Schätzwert des Nachlasses dar. Qualität und Stil der Gemälde, Holzschnitte und Grafiken sind unterschiedlich, „sie variieren von der Dutzendware bis zu wirklichen Kunstwerken mit der Darstellung einer alle Fesseln sprengenden Sexualität“, konstatiert Dietrich Kraft, gemeinsam mit Matthias Boeckl für die Monografie verantwortlich, in seinem Essay. Beispielsweise erzielte das 1930 entstandene „Die Mondfrauen“ bei einer Auktion im Kinsky 2007 394.228 Euro. Interessant an der Wiederentdeckung sind abseits der für den Markt relevanten künstlerischen Rezeption politische Komponenten.
Einem bürgerlichen Haushalt entstammend, wandte sich Schatz nach der Kunstgewerbeschule der Sozialdemokratie zu, war Mitglied der Künstlervereinigung Hagenbund. Seine Gesinnung und seine Ehe mit einer Jüdin zeitigten ein von den Nazis ausgesprochenes Berufsverbot, letztlich die Deportation in Konzentrationslager. 1945 kehrte er, gefördert von Stadtrat Viktor Matejka, nach Wien zurück. Fresken, Sgraffiti und Mosaike an Gemeindebauten sind Zeugen des Spätwerks. Das Gros seines Schaffens, kompiliert in der in Progress befindlichen Spurensuche, aber stellen Reiseimpressionen und intensive Erotika dar.
(Gregor Auenhammer, Rezension im Standard vom 15. Jänner 2011)