
halbes gelingen
gedichte
Klaus Wieser, Erich Fröschl
ISBN: 978-3-99028-640-1
21×12,5 cm, 104 Seiten, m. Abb., Klappenbroschur
15,00 €
Momentan nicht lieferbar
Leseprobe (PDF)
Kurzbeschreibung
DEN DIALOG FORTSETZEN
Indes Klaus Wiesers erster Gedichtband ›dialog mit der kälte‹ angekommen, weil vom Leser angenommen, vergriffen ist, erweitert und ergänzt seine zweite Gedichtesammlung seine Betrachtungsweise, denn: »innen drinnen da brennt / und lodert noch immer ein feuer«.
Doch tritt dabei Stillstand ein, droht Festlegung. Selbst der akribischste Blick ins Ich mündet nicht selten in der Festsetzung, da nach sich alles nur mehr im Kreis dreht: »vorgedrungen / wie kaum zuvor / und dennoch / still gestanden«.
Viele der hier vorgelegten Gedichte wissen um und beschreiben diese Gefährdung.
Mit den Stilmitteln des 20. Jahrhunderts immer mehr vertraut, diktiert auch vom »fahr endlich nach hause«, kämpft einer dagegen an, selbst Heidegger, Nietzsche oder Sartre stehen Pate fürs Nichts. Bis »die richtung / geändert (…) für ein paar augenschritte«, unser unwägbarer Unentwegter (seien da auch noch so viele Frauenbotschaften inzwischen passé: »wie zwanglos wir miteinander / lachten und doch kenne ich / ihren namen nicht / nur den ihrer insel« zwischen Amrun und Zwingendorf: »es war liebe auf den ersten blick« …) ihn und uns wieder hoffen lässt: denn »doch hellwach / und sprungbereit«, folgen wir gerne Versen wie »lockt (…) der mond / auf seinen steg ins licht«.
Ob quasi Trichterkatzen, sprich »der verletzten kreatur / die pforte geöffnet / in die freiheit« oder »nach vier gläsern bier/ und einer flasche wein«: wir alle suchen mehr, als wir finden können. Deshalb geschehen derartige Gedichte, genannt: halbes gelingen.
(Till Mairhofer)
[Cover u. Illustrationen: Erich Fröschl]
Rezensionen
Till Mairhofer: Jenseits des VirtuellenKlaus Wieser hat seinen zweiten Gedichtband veröffentlicht. Der Titel lautet „halbes gelingen“.
Was und warum schreibt jemand im 21. Jahrhundert Gedichte, die tief verankert sind in einer lyrischen Tradition nach 1945? Wohl weil er festgehalten haben will, was auch heute nicht verloren gegangen sein soll. Natur, die inzwischen in ihrer Ursprünglichkeit (verglichen mit vor vierzig oder mehr Jahren) gefährdet ist, vor allem als Erlebnisraum aus der Sicht einer Generation, die als Kinder und Jugendliche ihre Freizeit im Freien verbrachten und daraus Kraft schöpften, aber auch Ruhe und Kreativität.
Wie sonst wäre der genaue Blick zu erklären, mit dem der Bad Haller Klaus Wieser betrachtet. „wo zwischen teefarbenen tümpeln / rotholz zerfällt und verrottet / durchstößt rostiges gekrächze / die schütteren kronen“ oder „aber mitten im frostmond schon / steigen die säfte in den bäumen“. Ebenso wie des Autors Reiselust, mittlerweile altersgemäß ironisiert, wenn „das motto für den neuen tag / enthüllt die flaschenpost / gefischt aus dem kaffee“.
Ein weiterer Abschnitt des Gedichtbandes porträtiert Wiesers Freunde: originelle Gedichte über unverwüstliche Originale. Berührend die Gedichte der Abschnitte III und IV, in denen das lyrische Ich den Dialog mit dem Leben fortzusetzen wünscht, auch wenn Brücken sich zuweilen als Hindernisse entpuppen.
Viele der hier vorgelegten Gedichte wissen allerdings nicht nur darum, nicht zu einer digital dementen Generation vordringen zu können, sondern diagnostizieren auch selbstkritisch die Grenzen ihrer eigenen Erkenntnismöglichkeit. „vorgedrungen / wie kaum zuvor / und dennoch / still gestanden“. Selbst Nietzsche, Heidegger, Wittgenstein oder Sartre stehen nur Pate für(s) Nichts.
(Till Mairhofer, Rezension in den Oberösterreichischen Nachrichten vom 6. Juli 2017)
https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/steyr/Jenseits-des-Virtuellen;art68,2615155