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Alles gut, am Ende

Roman

Sabine M. Gruber

ISBN: 978-3-99126-264-0
19,5×13 cm, 384 Seiten, fadengeheftetes Hardcover m. Lesebändchen
28,00 €
Neuerscheinung

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Gebraucht € 19,00 €.-

Leseprobe (PDF)



Kurzbeschreibung

EIN BEWEGENDER ROMAN ÜBER DAS ALTER, DIE WÜRDE UND DAS LEBEN

Im Mittelpunkt des Geschehens steht die über achtzigjährige Vera Hoffmann. Ihre Geschichte fängt damit an, dass alles zu Ende ist. Oder etwa doch nicht? Eine fatale familiäre Dynamik und ungeeignete medizinische Maßnahmen haben Vera ihrer Autonomie und ihrer Würde beraubt: Sie hat in ihrem eigenen Leben nichts mehr zu sagen. Wie konnte es nur so weit kommen? In einem intensiven, berührenden Text erzählt Sabine M. Gruber die Geschichte einer bemerkenswerten Frau. Die Gegenwart verwebt sich mit längst vergangenen Ereignissen. Und am Ende nimmt Veras Leben eine ganz schön überraschende Wendung.




Sabine M. Gruber las am 24. April 2025 im StifterHaus in Linz aus ihrem Roman „Alles gut, am Ende“.
[Beginn der Lesung von Sabine M. Gruber nach ca. 43:46 min, zuvor ist sie noch einige Minuten im Gespräch mit dem Moderator des Abends Alois Schörghuber zu sehen | Aufzeichnung via DorfTV]


Rezensionen
Friedrich Hahn: Vorläufige Vergänglichkeit: 80 Jahre Jetzt.

Ein lieber Kollege meinte unlängst, er gestalte seine Bücher nur noch so, „dass man sie nicht mehr aufmachen und lesen muss, […] wer das Cover liest und für sich deutet, hat alles richtig gemacht.“ Mehr sei nicht drin, meinte er noch, als müsste er ein für alle Mal einen Punkt setzen.

Daran musste ich denken, als ich Sabine M.Grubers neuesten Roman in Händen hielt. Das Titelfoto „Abendhimmel mit Meeresrauschen“, von der Autorin höchstselbst geknipst, zeigt das Flüchtige, zeigt das Flüchtige von Wolken. Gemeint ist damit das Vergängliche eines Menschenlebens. Denn man kann davon ausgehen, dass es um Menschen geht, sonst wäre der Roman ja auch als Nouveau Roman angekündigt worden. Und jetzt noch der Titel, der ein Happy End verspricht. Und fertig ist die Geschichte in meinem Kopf.

Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Immerhin braucht Sabine M.Gruber 386 Seiten für ihre Geschichte, für die Geschichte der Vera Hoffmann, einer Frau über 80, Mutter von drei Kindern, „mehr als 40 Jahre im Schuldienst, dreißig Jahre Ehe, 20 Jahre Getrenntsein und seit fünf Jahren Witwe.“

Sabine M.Gruber breitet vor uns eine Geschichte aus, die alles enthält: Leid, Liebe, Missverständnisse, Gut-Böse, Familie, Enttäuschungen, Hoffnungen. Sie erzählt Veras Geschichte jedoch nicht linear. Zeitsprünge, Rückblenden und Erinnerungen bilden ein Netz der Unmittelbarkeit. Ob Gegenwart, oder Vergangenheit, es scheint immer ein Jetzt zu sein. Das spricht für die Autorin. Veras Geschichte wirkt authentisch und/oder ist vor allem gut recherchiert. Besonders was die medizinischen Details angeht. Im Sinne eines Buches, wie es mein Kollege und Freund, wie eingangs erwähnt, sieht, fehlte am Cover nur noch eine Pille oder eine leere Blisterpackung.

Medikamente braucht es am Ende allerdings nicht mehr. Zumindest nicht, damit es zum Happy End kommt. Sabine M. Gruber hat nach 10 Jahren und nach einem Abstecher zu 444 Orten, die man gesehen haben muss, wieder ein kräftiges literarisches Lebenszeichen gegeben. Prädikat: gehört gelesen.

(Friedrich Hahn, Rezension in seinem Blog Mein persönliches Büchertagebuch online veröffentlicht am 22. Juli 2024)


https://leseliste702458521.wordpress.com/2024/07/22/vorlaufige-verganglichkeit-80-jahre-jetzt/


Karoline Pilcz: [Redaktions-Empfehlungen von den Nachttischen der Buchkultur-Redaktion]

Ein detailverliebter, genau recherchierter und zart berührender Roman, der das Altern, die Familie, die Würde und die Vergänglichkeit erzählt. Starke literarische Stimme aus Österreich.

(Karoline Pilcz, Rezension in der Buchkultur. Das internationale Buchmagazin, Heft 215, #4/2024, S. 26)


https://www.buchkultur.net/wp-content/uploads/2024/08/Buchkultur_215_ro.pdf#page=26


Dominika Meindl: [Rezension]

„Je näher ein Mensch dem Ende zugeht, desto wertloser scheint seine Lebenszeit zu werden.“ Und der Mensch selbst wird wertloser, je mehr er auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Ein großes Rätsel ist unsere Zukunftsblindheit. Wir leben, als hätten wir ewig Zeit. Wir bauen Häuser, als könnten wir uns ewig auf die Kraft unserer Beine verlassen. Wir wählen Parteien, die so tun, als sei das Gendern eine größere Bedrohung als der Pflegenotstand. Wir leben, als lebten wir ewig.

Sabine M. Gruber sieht sich das Ende genau an. Ihr fünfter Roman handelt von einer achtzigjährigen ehemaligen Deutschlehrerin, die nach einem hilfsbereiten Leben selbst immer hilfsbedürftiger wird. „Vor Kurzem noch ist Vera ein vollständiger Mensch gewesen“, mit Eigenschaften und Erlebnissen und Fähigkeiten, die sie einzigartig machen. Die Leserin ahnt früh, dass ihre Gebrechlichkeit kein unvermeidliches Schicksal ist. Die einst so bildungshungrige und musikalische Vera wird in einen pharmazeutischen Teufelskreis gestoßen, der die gerade noch selbständig lebende Pensionistin binnen Kurzem zum Pflegefall macht. Ausnahmsweise wird einem alten Menschen nicht zu wenig, sondern zu viel Pflege zuteil, was um keinen Deut besser ist. In Grubers Roman ist dafür ausgerechnet der Sohn verantwortlich, der eine Karikatur eines Primars geworden ist und die beginnende Hinfälligkeit seiner Mutter als narzisstische Kränkung empfindet. Seine mangelnde Fürsorge macht er mit einem toxischen Medikamentencocktail wett. Alles, was seine Mutter macht und lässt, wird zum Symptom ihrer vermeintlichen Demenz, und alles wird medikamentiert, wodurch erst neue Symptome entstehen – „eine Frau verschwindet im Staub der Verordnungslawine.“ Im Verbund mit einem Hausarzt der ältesten Schule und überforderten 24-Stunden-Pflegerinnen erscheint Vera mit einem Mal moribund. Wäre da nicht ihre Tochter Nina, der es endlich gelingt, sich gegen den autoritären Bruder zugunsten der Mutter durchzusetzen. Vom Ende wollen wir nicht zu viel verraten, bloß auf den Titel hinweisen.

Sabine M. Gruber geht es in „Alles gut, am Ende“ nicht nur darum, wie unsere Gesellschaft mit alten Menschen umspringt. Sie dichtet Vera ein Leben an, das den Umgang mit ihr umso empörender wirken lässt. Sie schildert die großen und kleinen Kämpfe der Frauen um ein eigenes Leben. Und sie erzählt von einer Generation, die noch unmittelbar vom Krieg traumatisiert worden ist, wovon im letzten Lebensabschnitt manches wieder aufbricht.

Stilistisch schreibt Gruber, wie es einer Deutschlehrerin als Hauptfigur gut ansteht, weder manieriert noch pseudomodern (bis auf den aktuell recht beliebten großzügigen Einsatz: des Doppelpunktes – irgendwas Kritisches muss man ja schreiben ;-). Bemerkenswert ist der souveräne Aufbau der Zeitebenen, denn Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verknüpft Gruber elegant.

An manchen Stellen steht das Anliegen vielleicht etwas zu plakativ im Vordergrund, was angesichts seiner Dringlichkeit aber nachvollziehbar ist. Es ist ja empörende Realität, dass man „die Alten“ zwar nicht mehr so nennen darf (stattdessen „Senioren“ oder „ältere Menschen“), sie jedoch zugleich einem System überlässt, in dem ein bloßes warm, satt und sauber reichen soll – und im schlimmsten Fall nicht einmal mehr das. Hier aber wird einer alten Frau eine Zukunft geschenkt, und so zitiert Gruber treffend Max Raabe: „Am Ende kommt immer der Schluss, bis dahin tobt das Leben.“

(Dominika Meindl, Rezension online veröffentlicht am Website des Österreichischen Schriftsteller/innenverbandes, [März ?] 2025)


https://www.oesv.or.at/rezension/alles-gut-am-ende-2.html


Klaus Ebner: [Rezension]

Sabine M. Gruber schrieb einen Roman, der Leser*innen gleich zu Beginn ins Ambiente eines Krankenhauses zieht. Er handelt von der betagten Protagonistin Vera, die, nun, »behandelt« wird. Wir sehen uns mit einem erschreckend nachlässigen Spitalsbetrieb konfrontiert, wo patzige Antworten von Ärzt*innen und Betreuer*innen auf der Tagesordnung stehen. Ich kam beim Lesen aus einem zunehmend bedrückten Staunen nicht mehr heraus; im eigenen Umfeld habe ich es zum Glück völlig anders erlebt, doch ist nicht von der Hand zu weisen, dass in unserem Gesundheitssystem auch solche »Katastrophenfälle« vorkommen – anders ist das, was die Autorin da beschreibt, nicht zu benennen.

Der Roman handelt jedoch nicht nur davon, sondern breitet die Lebensgeschichte der Protagonistin vor uns aus. Vera war Lehrerin und ist daher sehr vielen Bewohner*innen ihres Ortes gut bekannt, weil sie diese einmal unterrichtet hat. Heute aber ist sie alt und krank. Das ist zumindest die Ausgangslage. Sie steht unter der Obhut, um nicht zu sagen: Kontrolle, des »Primarius«, der allerdings ihr eigener Sohn ist. Der Primarius bestimmt, was für die Mutter gut ist und welche Medikamente sie einnehmen muss. Dass er dabei einmal gestellte Diagnosen nicht kritisch hinterfragt, sich nicht um Wechselwirkungen von Medikamenten und deren Nebenwirkungen schert, macht die Sache prekär.

Die Autorin erzählt nicht nur Veras Lebensgeschichte und die zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb der Familie, die unsichtbare »Hackordnung« zwischen Geschwistern und Schwäger*innen, sondern auch die verbissene Auflehnung von Tochter Nina gegen den im Grunde allmächtigen Oberarzt-Bruder. Sie ist es, die erspürt, was ihre Mutter tatsächlich braucht.

Jedem der achtundzwanzig Kapitel ist ein Zitat vorangestellt, an dem kurz zu verweilen sich empfiehlt. Was hier eine Gedankenanregung darstellt, geht im Text weiter, denn das Buch ist geradezu gespickt mit Aussagen, die das Etikett »Lebensweisheit« oder »Erkenntnis« verdienen. Zum Teil sind diese in die erzählende Struktur eingearbeitet, zum Teil stehen sie in den Briefen der Protagonist*innen oder, wie im folgenden, in einem von Vera vor Jahren (und daher in alter Rechtschreibung geschriebenen) ausgeschnittenen und in ihr Poesiealbum eingeklebten Zeitungstext: »LIEBE. Früher dachte ich, man liebe jemanden seiner Vorzüge wegen, man liebe also: Vorzüge. Heute weiß ich, es sind nicht Vorzüge, die man liebt, es ist eine Seele. Es ist das, was jenseits aller Fähigkeiten liegt, dieses Unbenennbare, das über Eigenschaften wie Klugheit, Empfindsamkeit oder Willensstärke hinausragt und das Eigentliche eines Wesens ausmacht. Dieses Eigentliche, das bewirkt, daß der Mensch dieser ist und kein anderer, daß er einzigartig ist und nicht zu ersetzen.« (S. 193 f.)

Denn obwohl sich das Buch um eine Krankengeschichte und Altenpflege dreht, geht es in Wirklichkeit um viel mehr: um Liebe im weitesten Sinn, und um Respekt vor alten Menschen. Dazu findet die Autorin die richtige Sentenz: »Könnte nicht jede alte Frau eine alte Dame sein und jeder alte Mann ein alter Herr?« (S. 345) Eingebettet ist diese in jenen Moment, in dem Vera ihrem »Gefängnis«, als das sie ihre alte Wohnung bezeichnet, entrissen und mit Hilfe eines Roten-Kreuz-Wagens in ihre neue, helle Wohnung gebracht wird, die von Tochter und Schwiegersohn eingerichtet worden war. Der Titel, Alles gut, am Ende hatte es angekündigt. Den durchaus steinigen Weg dorthin können Leser* innen in Sabine M. Grubers Buch atemlos mitverfolgen.

(Klaus Ebner, Rezension im Podium Heft 215/216, [Frühjahr] 2025, S. 121 f.)


Andreas Tiefenbacher: [Rezension]

Ende des Zweiten Weltkriegs flieht Vera in die amerikanische Besatzungszone, wird Lehrerin und lernt auf der täglichen Zugfahrt zum Schuldienstort Hugo Hoffmann kennen. Die beiden heiraten, haben drei Kinder, Hugo entpuppt sich als Frauenheld, zieht schließlich zu seiner jungen Geliebten, erkrankt später an Krebs und stirbt.

Fünf Jahre sind seitdem vergangen. Vera Hoffmann ist inzwischen über achtzig, bricht sich den Oberschenkelhals, wird „Patientin“ und rund um die Uhr betreut. Das heißt für sie, die immer getan hat, „was getan werden muss“ (so holt sie etwa ihren erstgeborenen, drogensüchtigen Sohn aus einem türkischen Gefängnis heraus), plötzlich abhängig und ausgeliefert zu sein. Ihre Leidenschaften (sie liebt Kaffee und Mehlspeisen und ist eine „Frischluftfanatikerin“) spielen keine Rolle mehr. Ihr Alltag wird von Fremden bestimmt, „die wiederum fremdbestimmt sind“, weil sie sich an Vorschriften halten müssen.

Aufgrund eindeutiger Symptome holt Sohn Hugo sie eines Tages ins Krankenhaus, wo er Primarius ist. Die Untersuchung ergibt Morbus Parkinson im fortgeschrittenen Stadium. Mittel in hoher Dosierung und schwere Antidepressiva werden Vera verabreicht. Als sie aus dem Bett fällt und das erst in der Früh bemerkt wird (Personal ist knapp und teuer), heißt es lapidar, sie hätte „über Nacht den Verstand verloren“. Im offiziellen Bericht des Sohnes ist von „undulierenden Schmerzen infolge eingebrochener Wirbelkörper“ die Rede. „Dass Vera (…) nie wieder erhobenen Hauptes wird gehen können, nur mehr vornübergebeugt, in einem Winkel von annähernd neunzig Grad“, bleibt unerwähnt. Logische Konsequenz: eine 24h-Pflege.

Veras Weg in die Unselbständigkeit schildert die Autorin aus der Position der auktorialen Erzählerin mit großer Fachkenntnis präzise und eindringlich sowie mit einem ironischen Unterton, wenn gerade wieder unverfroren über die Betroffene hinweggegangen wird, die „im Staub der Verordnungslawine“ zu verschwinden scheint. „Nur mehr ein Fall ist, ein Problem, ein Problemfall, hoffnungslos“. Sohn Hugo (als Student nicht der Fleißigste) will bloß gut dastehen: „unbefleckt, makellos, ohne Fehl, ohne Tadel“. Er bestimmt über Veras „Sein und Nichtsein“. Das macht ihr noch mehr Angst, als sie ohnehin schon hat, und löst „schwere Herzrhythmusstörungen“ aus. Irgendwann kommt Vera nicht mehr aus dem Bett, lallt am Telefon, schläft den ganzen Tag und sackt zusammen, sobald man versucht, „sie auf die Beine zu stellen“. Für Tochter Nina läuft da gründlich etwas schief. Dass Menschen „Diagnosen“ oder „Krankheitsbilder“ einfach übergestülpt werden, „bis sie darunter verschwinden“, will sie nicht hinnehmen. Konflikte innerhalb der Familie folgen, denen sie sich mit Hilfe ihres Mannes entgegenstemmt.

Sehr anschaulich führt die Autorin in ihrem auf 28 Kapitel angelegten Aufklärungsroman, in dem „Mein Gefängnis“ lange als Synonym für „Meine Wohnung“ gilt, vor, wie wichtig ein sorgsamer Umgang mit auf Körper, Geist und Seele fatal wirkenden Medikamenten ist. In ihrer gefühlvollen, genauen und sehr informativen Schilderung zeigt Sabine M. Gruber schön, dass allen von uns auch im Alter „Momente des Glücks vergönnt“ sein müssen. Denn egal wann: „Was zählt, ist der eine magische Augenblick“.

(Andreas Tiefenbacher, Rezension in der Bücherschau №236 = 3/2025, S. 48 f.)


https://buecherschau.at/amfile/file/download/file/2292/#Page=47




Weitere Bücher des Autor*s im Verlag:


Mit einem Fuß in der Frühlingswiese

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