
Der Hof
Land-Bilder
Manfred Chobot, Jindrich Streit
ISBN: 978-3-85252-067-4
24,5×30,5 cm, 126 Seiten, zahlr. S/W-Abb., Hardcover, Leinen m. Schutzumschl. | Text dt., tschech., engl. & französ.
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Kurzbeschreibung
MARIA & JOHANN HANINGER
»Ein Bauer muß heute viel können, er muß vielseitig sein. Der Bauer ist immer als Dummer hingestellt worden, aber er muß sich in jeder Sparte auskennen, er trägt ein großes Risiko, viel Verantwortung. Früher war der Bauer zu achtzig Prozent Selbstversorger, nur zwanzig Prozent hat er auf den Markt gebracht. Heute ist es umgekehrt. Das Schwierigste bei der Vermarktung ist, einen Partner finden, der kauft und zahlen kann, man muß abschätzen, wie weit kann ich mich mit jemandem einlassen. Der Bauer ist kein freier Mensch mehr. Jeder Händler oder jede Firma bestimmt, wieviel ich bekomme, sie bieten einen Preis an, ohne dass der Bauer etwas mitzureden hat.«
[Text: Manfred Chobot | Photos: Jindřich Štreit \
Hrsg. anläßlich der Ausstellung »Der Hof« im Niederösterreichischen Landesmuseum, Wien, Mai – Juni 1995]
Rezensionen
Richard Christ: [Rezension]Aus dem Herbstprogramm ’95 der von Richard Pils begründeten „Bibliothek der Provinz“ empfiehlt sich „Der Hof“, ein großformatiger Band, der Aufmerksamkeit in mehrfacher Hinsicht verdient. Erstens macht er bekannt mit einem tschechischen Photographen von Rang; zweitens mit einer bemerkenswerten Persönlichkeit, einem österreichischen Biobauern, dessen Arbeits-, Lebens- und Denkwelt sich uns mitteilt in Gesprächen mit Manfred Chobot, und der wiederum ist ausgewiesen als Schriftsteller, der sich auf Dorf und Dörfer versteht, unter anderem durch seine „Dorfgeschichten“, die ebenfalls in der „Bibliothek der Provinz“ erschienen sind.
Johann Haninger, bei Kriegsende aus Mähren vertrieben, bewirtschaftet mit seiner Familie sein beinah vierzig Jahren einen Hof bei Eggenburg. Er hat früh damit begonnen, eine Landbebauung und Hofhaltung jenseits der Chemie durchzusetzen, mit Erfolg, heute beliefert er mit seinen Erzeugnissen Großketten. Detail um Detail offenbart der Bauer, von der einfühlsamen Fragekunst Chobots an der Zunge gezogen, seine Theorie des Landbaus, die Praxis seiner Betriebsführung, aber auch seine Ansichten über Zusammenleben, Familie, Natur und Tod. Gott und die Welt. So entsteht ein in seiner schnörkellosen Einfachheit respektables, weil schlüssiges und in sich logisches Lebensbild: viel Solides, Kluges und manchmal Tiefes kommt zu schlichtem Wort.
Die Photos, durchweg schwarz-weiß, erzählen in kargster Poesie ein zweites Mal die Vita eines zähen, genügsamen, weltklugen Landwirts. Ein Vortext führt in Jindrich Streits photographisches Werk ein, ohne die politischen Begleitumstände auszulassen: Das Prager Regime untersagte dem Lichtbildner 1982 das Photographieren, auch war er in Haft. Dieser Vortext ist in mehrere Sprachen übersetzt, was man bei Chobots Gesprächen leider unterlassen hat, und das ist das Unbefriedigende an diesem schönen Band – er weckt den Eindruck einer Hommage für den Photographen, während doch die Geschichte des Bauern zumindest den gleichen Stellenwert für den Leser, dem nicht allzu oft ein Mensch begegnen wird, der sich widerspruchslos „glücklich“ nennen läßt.
(Richard Christ, Rezension in: morgen #104, 1995)
Weitere Bücher des Autor*s im Verlag:
Der ertrunkene Fisch
Dorfgeschichten
Kumm haam in mei Gossn
Reisegeschichten
Stadtgeschichten
Ziegelschupfen oder die genüßliche Mühe der Bewegung