Die Gastgeberin
Roman
Karin Ivancsics
ISBN: 978-3-99028-770-5
19 x 12 cm, 160 Seiten, Klappenbroschur
18,00 €
Momentan nicht lieferbar
Leseprobe (PDF)
Kurzbeschreibung
Tagsüber gibt sie Kurse für Malerei an der Volkshochschule und abends wird sie zur Gastgeberin: Ihr Salon steht jenen offen, die aus dem Alltag gerne verdrängt werden – den Toten. Die Totenflüsterin erzählt von den Gesprächen und Diskussionen mit ihren Nachtschattengewächsen, streut sowohl Kindheitserinnerungen wie auch Zukunftsmusik in ihren bizarren Bericht und begibt sich gleichzeitig in gefährliche Gefilde, aus denen sie möglicherweise nicht mehr herausfindet.
„Man glaubt nämlich noch heute, dass Verstorbene die Farben Orange und Gelb am besten erkennen würden, bei Gelegenheit muss ich mal nachfragen, ob das stimmt.“
Rezensionen
Petra Ganglbauer: [Rezension zu: Karin Ivancsics, „Die Gastgeberin“]Karin Ivancsics jüngstes Buch ist radikal. Sie zündelt darin, spricht Tabus an und versteht es, Alltag und Jenseits auf eine Art zu verschränken, die gleichermaßen Tiefgang und Provokation enthält.
(Rezension: Petra Ganglbauer)
Peter Pisa: Die Tür bleibt für die Toten offen
Die Schriftstellerin Karin Ivancsics – eine gebürtige Burgenländerin, die in Wien lebt – gehört zu jenen, die sagen: Man sollte jeden Tag ein bissl sterben üben. Ihr aktueller Roman ist eine gute Gelegenheit, mit dem Verdrängen aufzuhören. Er handelt von einer Frau, die gern Lieder von Prince hört und die Tür immer einen Spalt offen lässt. Denn dann klopfen Verstorbene an und treten ein und führen sie „da oben oder sonstwo, unter uns, neben dir und mir“ in ihre Gesellschaft ein. Ist aber nicht ganz ungefährlich. Man kann sich verirren. Das will man ja nicht glauben, aber: Eine Geschichte wie „Die Gastgeberin“ tut gut.
KURIER-Wertung: ****
(Peter Pisa, Rezension im Kurier vom 20. Jänner 2019)
https://kurier.at/kultur/und-schon-wieder-17-buecher-kurz-vorgestellt/400384250
Michaela Frühstück: [Rezension zu: Karin Ivancsics, „Die Gastgeberin“]
Eine Gastgeberin pflegt in ihrem Salon außergewöhnliche Kontakte. Ihr Haus steht offen für jene, die wir so gerne aus unserem Alltag verdrängen, die Toten. Diese Totenflüsterin berichtet von anregenden Gesprächen, gibt Anekdoten zum Besten und verirrt sich dabei beinahe in ihrer bizarren Gesellschaft. Untertags gibt die Gastgeberin Kurse für Malerei an der Volkshochschule. Karin Ivancsics’ Roman pflegt einen außergewöhnlich erfrischenden und behänden Umgang mit den Verstorbenen.
(Michaela Frühstück, Rezension veröffentlicht auf der Webseite des ORF Radio Burgenland vom am 20. Dezember 2018)
https://burgenland.orf.at/radio/stories/2954200/
Beatrice Simonsen: [Rezension zu: Karin Ivancsics, „Die Gastgeberin“]
„Die Gastgeberin“, das aktuelle Buch von Karin Ivancsics, ist fesselnde Lektüre, wenn auch nicht gerade „Bettlektüre“. Es kann sein, dass es Sie ungewollt wach hält, so nah geht die Autorin an die Grenzen: Mutig stellt sie die Frage nach dem Leben und dem Loslassen, mutig wie immer ist diese Autorin in ihrem Anspruch, tiefer nachzufragen, den (Lebens)fragen auf den Grund zu gehen. So reißt es die Leser_innen hin und her wie die Gastgeberin selbst, die sich den spannenden Geschichten der Untoten hingibt und ganz nah am Abgrund wandelt. Aber Achtung, ein Umschwung lässt sich erahnen und der Weckruf lautet: Viva la vida!
(Rezension: Beatrice Simonsen)
http://www.karinivancsics.at/karinivancsics/Rezensionen.html
Stefanie Brottrager: [Rezension zu: Karin Ivancsics, „Die Gastgeberin“]
Der Reihe nach*
In ihrer Nähe fühlte man sich, als ob man in einen Kaugummiautomaten hineingeraten wäre, voll mit bunten Kugeln, die man doch nicht alle auf einmal in den Mund nehmen und kauen konnte, weil man sonst erstickt wäre. (…) Generation Wochenendseminar, fasste sie das Phänomen zusammen. (…) Ist schon gut, sagte ich und ging in mein Zimmer. (…) Zunächst waren es kurze Bestandsaufnahmen, ähnlich Postkartengrüßen, mit Auflistungen und Beschreibungen von Tatbeständen, Stunden- und Speiseplänen, alles sorgfältig mit Zierrändern voneinander abgegrenzt. (…) Bestimmte Unterlagen lehnen sie von vornherein ab, sie versuchen es nicht einmal, während sich der Bleistift, so habe ich den Eindruck, immer um ein Ergebnis bemüht. (…) Namhafte Psychologen hätten den Begriff Trauerarbeit erfunden und würden damit Klienten in ihre Praxis lotsen – dabei ginge es doch gerade um das Gegenteil von Aktivität, um die totale Hingabe ans Nichts. (…) Sie dürfen durchdrehen! (…) Fortwährend hatte ich das Gefühl, nicht genügend Gemeinheiten und Missetaten für ihn und den zürnenden Gott, der dann eh alles gnadenvoll vergeben und verzeihen würde, parat zu haben. (…) – Wem soll ich also meinen prachtvollen goldenen Paravent vermachen, wer ist es wert? (…) Genug jetzt, es kommt, wie es kommen muss, würde meine Oma sagen. (…) Und alles Getrennte findet sich wieder. (…) Dagegen kann ich nichts haben; zudem muss ich nichts für sie einkaufen und ihnen nichts anbieten und kredenzen, an Feststofflichem sind sie nicht interessiert. (…) Ich kann in meinen Träumen komponieren, dirigieren und inszenieren, ich kann das Drehbuch ändern, bin Regisseurin, Schauspielerin und Zuschauerin zugleich. (…) In der Stimme wohnt die Seele des Menschen, in ihr ist alles gespeichert, sie transportiert die ganze Wahrheit (wenn man sie hören will). (…) Es beruhigt mich, das Bügeln. (…) Ich wahre den Respekt und sehe mich zudem vor, nicht zu sehr ins Zitieren zu geraten, obwohl dies manchmal überaus verlockend wäre. (…) Es ist so still hier im Raum, dass die Stille zu rauschen beginnt; vielleicht ist es auch nur das Rauschen in meinem Ohr, also das Blut, das pochende, das nach außen dringt. (…)
*Alle Sätze stammen aus dem Roman DIE GASTGEBERIN von Karin Ivancsics.
(Buchbesprechung als Kunstprojekt: Stefanie Brottrager)
https://cba.fro.at/386993
Viktória Kery-Erdélyi: Humorvoll morbid
Während andere lieber einen Bogen um ihn machen, umarmt die Autorin Karin Ivancsics auf pointierte Weise den Tod. Ihre „Gastgeberin“, die tagsüber einer weitgehend unaufgeregten Tätigkeit nachgeht, empfängt abends bei sich extravagante Runden aus Schriftstellern, Künstlern und Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg. Was diese Menschen eint: Sie sind Tote, die sich durch den ruppig-witzigen Erzählton der gebürtigen Südburgenländerin zum Leben erwecken lassen.
(Viktória Kery-Erdélyi, Rezension für Die BURGENLÄNDERIN. Das Gesellschaftsmagazin des Burgenlandes vom 12. April 2019)
Patricia Brooks: [Rezension zu: Karin Ivancsics, „Die Gastgeberin“]
Sie ist Künstlerin, lebt alleine, unterrichtet tagsüber in der Volkshochschule Kurse in Malerei und nachts ist sie in ihrer Wohnung Gastgeberin. Die Besucher ihres Salons kommen aus aller Welt, Freunde und Fremde, Alte und Junge. Bei diesen Treffen wird lebhaft diskutiert und philosophiert. So unterschiedlich die Gäste von ihrer Herkunft und ihren Ansichten auch sind, eines haben sie alle gemeinsam: sie sind tot.
Begonnen hat es mit Elsa, der Freundin aus der Kindheit, die fünfzehnjährig an Leukämie verstorben ist. Elsa war die Seelenverwandte, mit der die junge Gastgeberin eine schöne, wilde und freie Kindheit am Land erlebt hat. Sie sucht jene Orte auf, an denen sie früher mit Elsa zusammen war, denkt an die Freundin, erinnert Gemeinsamkeiten und spricht mit ihr. Und plötzlich ist Elsa wieder da und nimmt fast wie früher am Leben der Gastgeberin teil. Sie tauscht Gedanken mit ihr aus, gibt ihr Ratschläge und bringt später auch andere Besucher mit.
So beginnt ein reges Salonleben. Die Gäste sprechen über Gott und die Welt, über Kunst und Ekstase, persönliche Versäumnisse, postmortalen Ruhm und die Vermarktung toter KünstlerInnen. Die Gastgeberin erfreut sich an ihren Besuchern, aber da die Nächte lang sind, schläft sie zu wenig und ist am Tag müde. Sie vergisst zu essen und ist zu erschöpft, um aus dem Haus zu gehen und mit Menschen in der realen Welt zusammenzukommen. Da treffen die Gäste eine wichtige Entscheidung.
Karin Ivancsics neuer Roman ist ein besonderes und eigenwilliges Buch, das mit einer schmalen Handlung ein Netz an Geschichten und Verzweigungen auslegt, Ausflüge zurück in eine Kindheit der Siebzigerjahre unternimmt, Totenkulte in verschiedenen Kulturen beschreibt und über die Kunst, das Leben und Sterben reflektiert. Es ist auch ein Buch über Freundschaft und über Wirklichkeit(en). Denn, so wie Karin Ivancsics am Anfang des Buches die Autorin Ilse Aichinger zitiert: „Alles, woran man glaubt, beginnt zu existieren“.
(Patricia Brooks, Rezension in der Literaturzeitschrift Podium, [#191/192?], Frühjahr 2019)
Weitere Bücher des Autor*s im Verlag:
Anna hat zwei Tage
Muss das schön sein im Toten Meer Toter Mann zu spielen
Restplatzbörse
Süß oder scharf